Mittwoch, 23. Juli 2014

Online 11

Nun bei alphacentauri2 registriert.
Wer sich je gefragt hat ob es für dieses inspirierende Spiel noch eine Community, evtl. mit zusätzlichem Content, gibt, der wird dort fündig.
Es ist mir in den ersten 48 Stunden dort auch tatsächlich gelungen nichts über Politik zu posten.
Dabei sollte ich nicht das beste AAR aller Zeiten vergessen zu posten.

Für Gerasim@home habe ich eine Testreihe gemacht und auch geschrieben, die sich um die Frage gedreht hat ob die dortige Windowsapplikation auch über WINE lauffähig ist - und wie performant.
Bevor sich jetzt nun wer durch das Kyrillisch dort wühlt - es funktioniert, aber stinkt. Schlechte Performance, vergessene CPU Zeit... die Zeiten des Zusammenwirkens von WINE und BOINC sind wohl vorbei.
Ist allerdings auch kein Wunder, nun wo es gleichwertige native Clients gibt - und wo das nicht hilft eben die Fortschritte in der VM Technologie.

Über diese hätte ich auf den Seiten von ATLAS@home oder direkt bei BOINC gerne etwas gepostet - mir den Flamewar aber erspart.
Denn ich halte die gegenwärtige Strategie der festen Bindung von BOINC zu Virtualbox zwar für nachvollziehbar, in der Kommunikation aber für unehrlich und, so sich die Entwicklung nicht über diesen Hypervisor hinaus entwickelt, für eine Sackgasse.

Das unehrliche ist die unvollständige Begründung weswegen man sich für diesen Hypervisor entschieden hat. Vergleicht man die Statements der Entwickler mit etwas tiefergreifender Literatur zur Thematik, Stichwort "VBOINC" von 2013 zum Beispiel, stellt sich heraus das es eben nicht nur um Sandboxes oder Interoperabilität geht.
Ein nicht unerheblicher Grund für Virtualbox ist auch die angebliche Niedrigschwelligkeit dieses Hypervisors. Dies bleibt in den Foren unerwähnt.
Doch genau darum geht es. Man hält den Großteil der User einfach für zu blöd um jene Technologie vernünftig zu nutzen, auf deren Verwendung man sich gerade festgelegt hat.

Bezahlen, im wahrsten Sinne des Wortes, dürfen diese Zeche nun Cruncher welche performantere Hypervisors verwenden könnten. Mit der alleinigen Festlegung auf die lahmste verfügbare Ente VirtualBox, landen nun 10-20% (in Relation zu bsplw. KVM-QEMU oder VMWare) der Stromkosten eines Crunchers bei solchen Projekten nicht beim Projekt, sondern sind verschwendet.
Die "Blöden" hingegen sind trotzdem zu blöd und überschwemmen die Foren mit ihren Virtualbox Problemchen.

Es wäre ja fast schon zum Lachen.
Wenn mich nicht die Befürchtung umtreiben würde das der Trend auf lange Sicht erst einmal so bleiben wird. Es läuft ja. Das Problem ist ja gelöst.
Weswegen sollten sich dann die Entwickler um weitere Lösungen bemühen?

Weil sie effizienter wären.
Warum z.B. die fürs CERN beschäftigten Entwickler auf so eine Lösung setzen, wo doch die Vergabe kompletter VMs in der CERN IT ansonsten eine übliche Lösung ist, bleibt völlig schleierhaft.
Eine präparierte CERN VM auf KVM-QEMU könnte ATLAS Workunits mit nahezu nativer Performance rechnen. Durch das Setzen auf Virtualbox hingegen verschwendet derselbe Host hingegen für dieselbe Produktion mehr Energie, und verursacht mehr Kosten für den freiwilligen Helfer.

Das ist großer Mumpitz in einem Feld, in welchem man auf die Freiwilligkeit von Helfern angewiesen ist. Jenen Helfern nicht die Möglichkeit zu geben, größtmöglich effektiv zu arbeiten, grenzt schon ein wenig an Unverschämtheit.

Daher hat der CyKo, immerhin einer der Top 10000 weltweit, beschlossen seine Ressourcen den LHC Projekten NICHT zur Verfügung zu stellen.
CERN ist sicherlich etwas worauf man als Europäer stolz sein kann, deren Arbeit ist bedeutend und man hat tatsächlich durch die dort hinein geflossenen öffentlichen Gelder einen gewissen Eigenanteil an der dort geleisteten Arbeit.

Umso enttäuschender ist der m.E. mangelhafte Eigenanspruch an Effizienz und Technologie bei den virtualboxbasierten LHC Projekten.
Und es hilft auch nicht das Mr. Segal Fragen danach heute nur abbügelnd beantwortet.

Manchmal vermisse ich Dagorath.
Aber das ist eine andere Onlinegeschichte.

Gefunden 10

"Diese neue Feststellung von Verantwortlichkeiten bei der Lieferung von Militärausrüstung ist sehr interessant und begrüßenswert. Es ist also nicht mehr der, der die Waffe einsetzt verantwortlich, sondern der, der sie liefert. Wenn das nicht alles nur politische Heuchelei ist, dann möchte ich gerne wissen, welche Länder Waffen nach Israel, Syrien usw. geliefert haben und noch liefern. Nachdem jetzt die Nummer zwei der waffenliefernden Staaten in die moralische Verantwortung genommen wird, wird ja auf die Lieferanten eins und drei, die USA und Deutschland, noch einiges zukommen. Oder ist das von mir falsch verstanden?"

Ich musste wirklich lachen. Es ging um den Begriff "moralische Schuld" aus dem Vorwurfskonstruktionsbüro BRD.

Samstag, 19. Juli 2014

Realitäten 11

Geschichte wiederholt sich.

Und nein, es handelt sich nur zufällig auch um ein Flugzeug. Zu dem Abschuss in der Ukraine wird sich noch eine Expertenkommision äußern, für die sich die Bundesrepublik und Russland aussprechen.

Viel eher handelt es sich einmal mehr um die Frage, wem ein Schisma in Europa eigentlich nützt.

Mittwoch, 16. Juli 2014

Politik 10

Konsequent ist, auch Holzwege zu ende zu gehen.

Dieser Devise folgt einmal mehr die Ostpolitik der Europäischen Union, welche ihren neuen vorläufigen Höhepunkt auf dem kommenden Sondergipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs.

Konkret sollen nun die Sanktionen gegenüber der Russischen Föderation ausgeweitet werden. Zukünftig sollen auch russischen Unternehmen vorhandene Konten in der EU gesperrt, und EU-Firmen Geschäfte mit diesen Unternehmen verboten werden.
Dies bedeutet zugleich aber auch das Eingeständnis, das die bisherigen Sanktionen wirkungslos geblieben sind. Zu den relevanten Zeitpunkten gaben ja auch größere deutsche Konzerne bekannt, keine Veränderung in ihren geschäftlichen Ausrichtungen betreffend Russland realisieren zu wollen.
Wo Einsicht in die Linie von EU und NATO also ausgeblieben ist, soll nun Zwang wirken.
Inwiefern derlei Anordnungen aber später vor Gerichten Bestand haben können sei dahingestellt - das Primat des Shareholdervalue über Politik ist ja eine spezifisch westliche "Errungenschaft".

Die Begründung liest sich nur auf den ersten Blick bekannt. "Brüssel reagiere damit auf das Verhalten Moskaus in der Ukraine-Krise." meldet SPON.
Das glaubt man schon gehört zu haben, aber steckte hinter der Formulierung vor einiger Zeit noch die (mittlerweile nicht mehr aufrecht gehaltene) Behauptung, der Kreml "agiere" in der Ostukraine, ist nun das Gegenteil die Ursache für den Unwillen Brüssels.
"Moskau wirke weder öffentlich sichtbar auf die Separatisten in der Ostukraine ein noch sorge Russland für eine effektive Grenzüberwachung, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin."

Waren zuvor also immer noch nicht konkretisierte Aktionen Moskaus auf ukrainischem Territorium Ursache für Sanktionen, werden diese nun aufgrund von ausbleibenden Aktionen verschärft.

Natürlich ist sowohl Steffen Seibert als auch jedem europäischen Staats- und Regierungschef bekannt, das Moskau aus innenpolitischen Gründen die entsprechenden Forderungen Brüssels nicht erfüllen wird - und aufgrund der Faktenlage nicht erfüllen kann.

Denn wie das Vorhandensein der sogenannten "prorussischen" Separatisten verdeutlicht, sind die Einflußmöglichkeiten externer Staaten in den ukrainischen Bürgerkrieg begrenzt.
Der Begriff "prorussische Separatisten" ist dabei auch nicht hilfreich. Russischstämmige Ukrainer wäre der passende Begriff, und ihre Ziele sind überwiegend nicht diffus prorussisch, sondern im Gegenteil sehr ostukrainisch - Schutz ihrer Minderheitenrechte und mehr Föderalismus statt Zentralismus - letzteres übrigens primäres Anliegen der ersten Demonstranten auf dem Maidan.

Russland und russische Interessen, sind längst durch den Schulterschluss von Rinat Achmetow mit der Regierung in Kiew gesichert. Man bringt nicht den Finanzier der zuvor gestürzten Regierung ohne Gegenleistung auf seine Seite.
Damit ist aber auch der Kreml raus aus der Geschichte - und hat den Kredit in der aufgebrachten ostukrainischen Bevölkerung verspielt.
Der russische Bär kann nur auf die Ostukraine einwirken wenn er auf die Ostukraine einwirkt. Ein Einwirken das inhaltlich dem Einwirken zuwider läuft ist eine Absurdität. Einfluß ist nicht statisch, er unterliegt dem Einfluß der Rahmenbedingungen.

Die EU täte gut daran einzugestehen, das die Resultate ihrer Kiewer Intervention nicht fähig sind, die durch den Umsturz hervorgerufenen innenpolitischen Probleme zu lösen.
Erkannt haben sie das bereits, denn die Verschärfung von Sanktionen und die Schuldzuweisung Richtung Moskau dient nur einem Zweck - Zeitspiel.

Geopfert wird dafür weiterhin der erodierende Rest glaubwürdiger Osteuropapolitik und diese Entwicklung findet seinen Durchsatz auch in der Zivilbevölkerung.
Denn, Weltmeister wie wir sind, glauben wir ja gerne, in einem Haufen tumber nationalistischer Russen befänden sich zu befreiende Minderheiten der Intelligenz. Je besser informiert oder gebildet, desto eher würden sie dem westlichen Gesellschaftsmodell zuneigen.

Ein Trugschluß.
Selbst IT Leute aus Universitätsstädten wie Irkutsk solidarisieren sich derzeit mit ihrer Nation. Zusammenrücken ist eine sehr typische Reaktion auf als ungerechtfertigt empfundene Aggression.

Europa folgt konsequent der Tradition der Abgrenzung zum östlichen Nachbarn, und zwar vollumpfänglich, und nicht auf eine spezifische russische Administration beschränkt.
Dies sicherlich zum Wohlgefallen des westlichen Nachbarn hinterm großen Teich.
Dessen Freundschaftsdienste wie Ausspionierung parlamentarischer Ausschüsse wird derzeit mit der sechsten Runde der Gespräche zum geplanten Freihandelsabkommen belohnt.


Notiz 10

Die kapitalistische Dynamik wird angefeuert durch die Dominanz des Tauschwerts über den Gebrauchswert.

Montag, 14. Juli 2014

Das Runde muss ins Eckige 1

Es ist zweifelsohne so, das jetzt noch einige Zeit eine nicht geringe Anzahl der Deutschen einmal mehr eine Runde stolz auf etwas ist, wozu sie nichts beigetragen haben.

Ja, es ist typisch. Es ist WIRKLICH typisch. Und es wird nicht weniger typisch dadurch, das es mglw. anderswo auch ein bißchen typisch ist. Wenn auch nicht an so vielen Orten wie man meinen mögen könnte.
Man frage mal die Engländer.

Und natürlich war auch Tom Bartels reflexhafter Beginn des Aufbaus einer Dolchstoßlegende (Gelb-rot! Gelb-rot!), noch zu dem Zeitpunkt in dem es der DFB Elf noch nicht gelungen war ihre optische Überlegenheit zu wenigstens einem Tor zu verwandeln, so etwas von überaus typisch.
Dolchstoßlegenden gibt es in England übrigens nicht.

Ja, so seid ihr. Kreischendes Interesse an Belanglosigkeiten, Suche nach dem Stolzseindürfen, mit möglichst wenig Anstrengung, und wenn es schief geht waren die Anderen schuld.
Ich bin so deutschverdrossen durch euch, echt jetzt mal. Das ging beinahe schon so weit das ich Bene Höwedes und Co. ihren (in der Summe nicht unverdienten) Titel fast schon nicht gegönnt hätte.
Ich bin froh das ihr euch jetzt aus dem Fußball wieder verpisst. Zwei Jahre Ruhe, zwei Jahre Vereinsfußball, zwei Jahre nur unter Leuten die sich für den Sport interessieren - und nicht nur dann wenn man durch ihn sein erbärmliches Lebensmodell mit Schwarz-Rot-Gold überhöhen kann.

Ich hab Bock auf Schalke, ich freu mich auf die West Ham United und Newcastle United Fans in einigen Wochen hier, ich will Max Meyer wirbeln sehen und vielleicht endlich mal wieder eine Siegesserie zu Saisonbeginn.
Es gilt am zweiten Spieltag Bayern zu schlagen, oder wenn das nicht geht, mindestens einen heißen Tanz zu liefern.

Ich freue mich auf Fußball. Ohne euch.


Dienstag, 8. Juli 2014

Online 10

Eigentlich wollte ich heute etwas darüber schreiben, was manche Sorten Menschen dazu bringt Partei zu ergreifen.
Egal ob nun deutschstämmiger Dschihadist, Antideutscher, Prorussisch, antiamerikanisch oder Grüner, Gelber oder Roter.

Anlass dazu war nicht der übliche Rechtfertigungsreflex der Einen manchmal überkommen mag, wenn die Europaparlamentarierin seines Kreisverbandes die erste mediale Aufmerksamkeit in Form eines verdienten Shitstorms bekommt.
Über derlei Reflexe bin ich lange hinaus. Außerdem finde ich es gar nicht so schlimm.
Theresa Reintkes absolute Unempfindlichkeit gegenüber Peinlichkeitsgefahren hat sie immerhin dazu gebracht vor ca. 8 Jahren an der genialsten Spontandemo teilzunehmen die Gelsenkirchen jemals gesehen hat.
Das wiegt das Gequietsche, das sowieso eher grünsystemische Ursachen hat, in meinem POV völlig auf.

Gut. Nicht völlig.

Also, ich hatte heute zum ersten Mal freiwillig eine Sendung von Anne Will gesehen, und zwar weil ich ein kreischender stiller Fanboy von Irene Mihalic bin.
In der dortigen Erklärung des "ARD Journalisten" (dessen Name ich vergessen habe) dazu, wie eine Radikalisierung hiesiger Islamisten bis hin zur Ausreise nach Syrien oder Irak vonstatten gehen soll - habe ich mich überraschend zum Teil wieder gefunden.
Und nicht nur mich.

Planet Seeliger kreuzt derzeit wieder meine Umlaufbahn. Man könnte sogar meinen, er befände sich auf einer langen scheinkongruenten Teilellipse mit der meinigen (Umlaufbahn), was einige Themen angeht.
Das ist cool.  Das ist sehr, sehr cool.
Derzeit sammelt sie Gründe für einen Austritt aus der Partei Die GRÜNEN.
Terry Reintke ist einer davon.
Das erwähne ich aber nicht wegen der Teletubbies.

Sondern wegen diesem vollendeten Bruch mit der "grünen Diskussionskultur" die irgendso ein MSA vor vielen Jahren in einem Blog vor unserer Zeit von mir eingefordert hat.

MSA ist... ach. Das interessiert doch eh keinen.
Ich denke aber, das ich heute nichts zum Ergreifen von Partei schreiben mag.

Ich geh lieber Segeln.




Mittwoch, 2. Juli 2014

Realitäten 10

Reden wir mal über Steam.

Steam hat zweifellos einige segensreiche Vorzüge, besonders wenn man Computerspiele auf einer anderen Plattform als auf Microsofts Windows spielen möchte.
Grundsätzlich ist der Umstand das die Valve Corporation auch auf LINUX als Spieleplattform setzt, sicher positiv zu bewerten. Und dabei spielt es keine Rolle das der Hintergrund dieser Entscheidung ganz offenkundig einfach die versuchte Schaffung eines neuen, z.T. noch restriktiveren Monopols ist, als es die Microsoft Welt ohnehin schon war - denn natürlich ist Valve kein Unternehmen wie beispielsweise Canonical, das irgendwelche progressiven gesellschaftlichen Ziele verfolgt, sondern eher schon ein profitorientiertes Unternehmen welches versucht, in dem Spannungsfeld von Unselbstständigkeit und Handlungsdruckgefühl von Konsumenten, ein ertragreiches Geschäftsmodell zu entwickeln.

Das ist prinzipiell natürlich erst einmal kein Problem, sofern dem Konsumenten die Möglichkeit geboten würde, das Für und Wider seiner Konsumentscheidung abzuwägen.
Doch hier liegt der Hase im Pfeffer. Kaum jemandem ist die tatsächliche Bedeutung des Erfolgs von Valves Geschäftsmodell wirklich bewusst, dabei geht es doch auch hier einmal wieder um eine der ältesten Fragen unserer Gesellschaft - die Eigentumsfrage.

Ein Recht das nur für einen Teil funktioniert, indem es dasselbe Recht für die Anderen beschneidet, ist eine Absurdität, die keinesfalls unter freiheitlichen oder gar demokratischen Gesichtspunkten aufgelöst werden kann.
Wenn die Rechte am eigenen Eigentum nur gewährleistet werden können, indem die Rechte Anderer an ihrem Eigentum beschnitten werden müssen, dann hat genau genommen niemand wirkliche Rechte an Teilen seines Eigentums.

Unsere Gesellschaft löste dieses Problem bisher mit dem Zwang des Faktischen. Die Hersteller von Suppenlöffeln konnten bisher großzügig darüber hinwegsehen, wenn ein Suppenlöffelbesitzer auf die Idee kam, sein eigenes Exemplar nachzubauen.
Ihm fehlten schlichtweg die Produktionsmittel um derlei in einem akzeptablen Zeitraum mit akzeptablen Ergebnis zu bewerkstelligen.

Das sieht heutzutage mit Software anders aus. Prinzipiell besitzt Jeder heutzutage mit seinem Rechner eine Fabrik die theoretisch in der Lage wäre, ein exaktes Replikat einer erworbenen digitalen Ware herzustellen.

Eine Frage deren Erledigung sich aufgrund der Faktenlage niemals stellte, oder besser gesagt, deren unbefriedigende Beantwortung der Großteil aller Menschen hinnehmen musste, stellt sich wegen den veränderten Rahmenbedingungen aufs Neue.

Die Hersteller/Vertreiber von Software reagierten darauf erst einmal wie man es gewohnt ist - mit Zwang und Entrechtung. Kopierschutzmaßnahmen, Sicherheitsabfragen, Registrierungen hatten einzig und allein die Aufgabe, dem Eigentümer der Software die vollständige Ausübung seines Eigentumsrechts zu verweigern - begründet mit dem Eigentumsrecht des Herstellers.

Der weitere Geschichtsverlauf macht deutlich, das es zu dieser (durchaus überspitzten) Deutung eigentlich keine zwei Meinungen geben kann, denn nicht umsonst hat die Industrie von dieser Praxis schon wieder Abstand genommen.

Heute, so wird versucht weiszumachen, besitzt man die Software überhaupt nicht, sondern angeblich nur ein wie auch immer geschneidertes Nutzungsrecht.
Über das Geschäft mit dem Diffusen, den Softwarelizenzen, könnte man sicher einmal einen eigenen Beitrag verfassen.

Fakt ist, das diese Behauptung nicht der Wahrheit entspricht.
Software auf einem Rechner ist vorhanden und eine etwaige Kopie, konkretisiert in magnetischen Abdrücken auf einem Datenträger, ist kein wie auch immer ermogelter Diebstahl, sondern ein Herstellungsprodukt aus eigenen Ressourcen (Produktionsmittel und Energie), ein Abpausen wenn man so will.
Das vermeintliche Handelsgut hingegen, die Lizenz, findet sich stofflich meistens eher gar nicht.
Umgesetzt wird diese einseitige Betrachtung von Eigentum wieder, wie könnte es anders sein, über Zwang.

Nun wird argumentiert, das dies ja gar kein Zwang sei, sondern eine einvernehmliche Regelung zwischen Anbieter und Konsument. Dem ist aber nicht so. Der Konsument ist in den allermeisten Fällen der Ansicht, er erwerbe eine Software, und der Anbieter tut seinerseits sein Möglichstes um den Konsumenten in dem Glauben zu belassen.
Daher ist dann der Handelsgegenstand (des Anbieters) in möglichst kleiner Schriftgröße Bestandteil ellenlanger Texte oder wird als "Systemvoraussetzung" deklariert, während der gefühlte Handelsgegenstand (des Konsumenten) sich in formschönen Pappschachteln, auf Datenträgern, nebst Gebrauchsanleitung befindet, und in der Höhe kleiner (oder großer) Elektrogeräte eingepreist ist.

Diese Irreführung ist sicher kein Versehen.
Man könnte ruhig einmal die Frage stellen, ob insbesondere die Einpreisung sich in den bisherigen Höhen halten ließe, wenn der eigentliche Handelsgegenstand, die vermeintliche Lizenz, sich in einem Riesenkuvert befinden würde, während der Datenträger als Zubehör beigelgt wird.

Steam als Vertriebsplattform setzt diese Historie der Konsumentenentrechtung heute fort. Genau genommen ist Steam eigentlich keine Vertriebsplattform für Software, sondern eine Leihbücherei.
Jedoch eine Leihbücherei unter ganz anderen Regeln als man sie noch aus Videotheken oder der Stadtbücherei kennen könnte.

Erinnert sich noch wer an die seligen C64er Zeiten? Man saß bei dem Freund zu Besuch der das Glück hatte so eine Daddelkiste zu besitzen und wartete, oft stundenlang, auf den Moment an dem man auch mal spielen durfte.
Das ist Steam.
Du darfst spielen. Wenn Steam will. Solange Steam dabei ist. Und Steam glaubt sich im Recht dir jederzeit den Zugriff auf deine Software zu verweigern, oder die Umstände dieser Nutzung verändern zu können.

Zudem möchte Steam dabei sein wenn Du die Software nutzt und für diesen Zweck auch von Dir bewirtet werden.
Aber man kann nicht behaupten das die Valve Corporation sich große Mühe gibt dies dem Benutzer in dieser Deutlichkeit zu erklären. Ganz im Gegenteil, denn irritierenderweise verwendet sie Begriffe wie "purchase" oder "get" anstelle des viel korrekteren "play", um dem Kunden zu suggerieren, er würde Computerspiele erwerben.

Das ist, so grob skizziert, das was man bedenken sollte wenn man für sich das Für und Wider eines Steamangebots abwägt.
Die neue Steigerungsform deiner Entrechtung an deinem Eigentum, und die Entscheidung ob dieses Geschäftsmodell durch deine Mitteilnahme, Blaupause für die Zukunft von Softwarevertrieb ist.

Nun ist es ja heutzutage kein Widerspruch, an allen Ecken und Enden Freiheiten einzufordern und dieselbigen für ein Appel und ein Ei wieder selbst daherzuschenken. Das gehört zu den Widersprüchen der Jetztzeit.
Es gibt eigentlich auch kaum etwas was man dazu noch wachrüttelndes zu sagen vermag. Würde das Gewaltmonopol auf genau dieselbe Weise gehandhabt wie das Eigentumsrecht, dann würde es allerhöchstwahrscheinlich auch nur die Wenigsten interessieren.
Und deswegen kommt es vermutlich auf kurz oder lang auch dazu.

Steam ist für den Verfasser dieser Zeilen jedenfalls nach gründlicher Überlegung keine Option. Nicht das ich mich niemals verkaufen würde - aber nicht so billig.
Und dasselbe gilt dann bedauerlicherweise auch für Softwarepublisher die ausschließlich über Steam vertreiben.
Ich wünsche mir eigentlich als Käufer nur faire Anbieter, transparente Handelsbedingungen und die Berücksichtigung meiner Rechte. Wer dazu nicht in der Lage ist, hat kein Geschäftsmodell das mich als Kunden gewinnen kann.

Nennen wir es einfach Verarsche, ohne das ganze Gesellschaftsbrimborium. Ich lass mich nicht gern verarschen. Ich weiß das andere das nicht so sehen. Die sich gerne verarschen lassen und meinen, sie würden weniger verarscht wenn sie sich bewusst verarschen lassen.
Ja, sehr cool. In etwa so cool wie der Schulhofspacko der sich darüber freut das die örtlichen Bullys in mit der Aufmerksamkeit ihrer Tritte bedenken.

Um diesen Unwillen zu überwinden bedarf es doch etwas mehr als nur die Erlaubnis etwas via meinem Linux spielen, bezahlen, aber nicht besitzen zu dürfen.

Trotzdem finde ich, hat Valves Engagement seine positiven Seiten, die weniger rigorose Gemüter sicher dazu bewegen könnten, einen Deal über Steam zu machen. Am Positivsten erscheint mir ganz einfach der Nachweis, das Gaming über LINUX funktioniert, so es denn jemand bedienen will.
Mehr auch nicht.

Ein Zukunftsmodell ist diese Form von Vertrieb jedoch sicher nicht - zumindest keine erstrebenswerte. Da Windows insgesamt betrachtet schon längst ein aussterbendes System ist wird noch eine unübersichtliche Vielfalt an Möglichkeiten geben, wie man an seinem Computer zum Daddeln kommt.
Von daher ist man auch gar nicht darauf angewiesen direkt beim ersten Sklavenverkäufer anzuheuern, der vorbeigeschippert kommt.