Freitag, 26. Dezember 2014

Dust n Silence

Klopf Dir entweder den Staub ab, oder lass den Mantel direkt am Eingang hängen. - Sicher. - Und was führt dich nun an diesen gottverlassenen Ort? - Wollte das Verstummen erklären. - Verstehe.

Wenn ich es genau bedenke verstehe ich es nicht. - Da gibt es auch wenig für dich zu verstehen. - Na, sehr freundlich. - Schau dich doch einfach um. Die letzten Versuche bemühten sich Inhalt durch Form aufzuhübschen. - Zugegeben, dieses Dingens 0010010 ging mir ziemlich auf den Zeiger. - Wem sagst Du das.

Ich habs halt verloren. So viele Dinge im Kopf aber kein Mund der es aussprechen kann. - Woran liegt das? - Was weiß ich. Fehlende Adressaten oder fehlende Qualifikationen. - Und wem wolltest Du dann das Verstummen erklären?

Stimmt auch wieder.


Ziehst Du weiter? - Ich halt mir alles offen. Vielleicht als Halde für Abzulegendes. - Klar. - Letzten Endes geht es nur darum klarzustellen, das Geschwiegen wird weil es zuviel zu Sagen gibt.


Und einstweilen keine Spuren mehr zu hinterlassen. - Machs gut. - Du auch.

Freitag, 26. September 2014

Ex-Girlfriend C.

C. hatte niemanden, nur Freunde die sie dissten und einen Kerl dem sie dicke Dildos in den Hintern schieben musste.
Ich hab sie aufgegabelt und wir haben uns betrunken, hatten den miesesten Sex aller Zeiten und dann eskalierte was mit ihrer Mutter per Telefon, eine überforderte, selber ziemlich kranke, Frau, die jedes Problem von C. leugnete und sie mit Lungenentzündungen zu Berufsförderungsmaßnahmen jagte.
Die kam dann angefahren, erwischte uns auf der Straße, machte einen Riesenterz, das Mädchen bekam Panik und ich hab die Alte verjagt und ihrer beschissenen Karre noch eine Flasche hinterher geworfen.
Die Alte schien froh zu sein die Kleine los zu sein und schmiss sie somit fernmündlich raus.

Und so zog C. bei mir ein, nebst Sake und Natter, ihren Ratten. 2 Personen in einem Zimmer.
Ich bemerkte ihre Ticks, ihr Verhalten, sie war zu zahllosen Gelegenheiten völlig erratisch, sie tat absolut undenkbare Dinge die ich mir nicht erklären konnte. Am Anfang gingen wir noch weg, Punkkonzerte oder ZFall, aber als sie irgendwann begann am S-Bahnhof Langendreer ihren Kopf gegen Blumenkübel zu schlagen, gewöhnten wir uns das ab.
Tag und Nacht lief der Drecksfernseher, dauernd wurde ich bombardiert mit Berieselung, und meine damaligen Freunde wurden bald alle eingespannt sich um sie zu kümmern. Sie investierte Kohle die wir zum Leben brauchten in Comics (sie konnte nix dazu, das war zwanghaft), sie war ständig deprimiert, dauernd haben wir sie beschäftigt mit Dingen die ihr Freude machten oder haben, wenn sie Ruhe brauchte, nicht einmal gewagt laut zu atmen oder uns zu unterhalten.

Als sich das Verhältnis zu ihrer Mutter änderte, wurde es nur finanziell unkomplizierter. Die fing nun an mir noch einzureden das die Kleine völlig normal sei, das alles Schauspielerei sei. Das machte den Umgang mit C.s Ausflüchten für alles Mögliche nicht einfacher.
Ich hab einfach nur versucht uns durchzubringen, sonst nix.
Irgendwann, sie badete mal wieder, ging ich in unser Minibad und da schwamm sie in ihrem Blut. Ich dachte zuerst sie hätte versucht sich umzubringen und drosch fast Gessenhardts Tür ein um einen Notarzt zu rufen.
Als ich das getan hatte, schaute ich sie nochmal näher an. Sie hatte die Augen offen, war aber so katatonisch wie ich sie schon kannte. Und sie hatte versucht sich mit Einwegrasierern die Haut abzuschaben.
Endlich konnte ich alle überzeugen das sie verdammt nochmal in Behandlung gehört. C. wollte nur zu einer bestimmten Therapeutin.
Die hab ich ihr besorgt.
Ich hab sie dorthin begleitet und abgeholt, weil sie es wollte.
Es hat nichts gebracht.

Ich hab eine psychosoziale Behandlungsstelle für sie gefunden, hab sie auch dorthin begleitet, dort war es gut, die Stadt und die scheiss SPD wollte die Gelder für den Laden streichen, ich kam mit PDS und WAZ, es gab einen Riesenterz, aber die Stelle blieb geöffnet.
Sie bekam Stoff zu schlucken, es ging ihr besser und irgendwann stritt sie sich mit mir und zog aus.
Als sie wiederkam, zu meinem Geburtstag, bekam ich diese wunderschöne Trennung. Ich hatte bis dahin angenommen sie käme an dem Tag wieder zurück.
Aber ihre Therapeutin hatte ihr geraten sich von mir zu lösen...
Wir hatten immer gedacht, wir wären das Beste gewesen was ihr hätte passieren können, sie hätte das Beste in uns hervorgebracht, aber de facto waren wir nur das am wenigsten Schlechte. Und ich war das Schlechteste daran.

Also zog sie mit meinen Jungs in eine WG und ich blieb im Trapez. Später schaltete sie von weiß auf schwarz, ließ sich am Telefon verleugnen und kündigte mir schließlich die Freundschaft. Und einer meiner Jungs dazu. Ich war persona non grata. Sie hat sogar behauptet ich hätte mich über den langen qualvollen Tod meines Nachfolgers an ihrer Seite (P., starb an Hirntumor mit 30) lustig gemacht.
Hab sie nie wieder gesehen. Sie kann nix dazu.
Und eine russische Ablenkung später, die dann mit ihrem Esoterikvogel abhaute, war ich dann wirklich allein, fing an das Trapez abzureissen, Tapeten abzuschaben, Möbel zu zertrümmern und so lebte ich dann.

Keine Ahnung. Sie hatte ernste Psychosen. Und dauernd Krebs. Ich habs so gut gemacht wie ich konnte.

Poesie 1


Die Maschinen summen gleichmäßig, Widerspenstige Elektronenströme peitschen durch Leiterbahnen und irgendwas in der Brust schmerzt. Zahlen und Buchstaben fühlen sich geschmeidig an und flüssig schluckt der Kasten womit man ihn füttert.
Der September riecht gut, anders als der Gedanke an meine Identität aus Fleisch und Schwachstrom, machen Sie die Musik bitte leiser, wieso, reicht doch schon wenn ich euch rieche. Der BOSS auf dem Weg zum Klo, erzählt mir von mir 2011 und ich erzähl ihm von ihm und allen ihms seit 1986,
Woanders drohen Atomwaffen, wie damals im Licht der Bushaltestelle, vor dem geschäftigen Nachtbetrieb des halberleuchteten Krankenhauses, und Du bist völlig für dich, weil Du um die Geschäftigkeit da drinnen weist, eine von zahllosen nicht erlebten Erinnerungen an Orte an denen weder Du noch Sie jemals gewesen bist.
Ich habe dein Dings gelesen Babe, kein Wort verstanden, alles was Du sagst, kriegst du Chemstation 03.02 per fAllowUnlistedRemotePrograms per RDP ins Heim der Carbon Kids, versionsabhängig Babe, und die Taxis brausen wie die Pflegedienste, beinahe versehentlich geküsst, kick den Stein, totenstille Straßen, ich habe schottische Yes Buttons und Fieberträume, manchmal von Kabeln im Kopf und transhumanistischen Erlösungsmärchen, manchmal von Vor, Zurück, warmen Händen und F5.

Rosetta Stone - Deeper

Freitag, 19. September 2014

Realitäten 111

Das schottische Referendum ist bedauerlicherweise genauso ausgegangen wie man es erwarten konnte.

Schottland wird keine linksliberale und grüne Vorzeigenation mit Kapital, Zielen und gut ausgebildeten Arbeitskräften, Schottland bleibt Querfinanzierer für u.A. den Bankenstandort London und die militärischen Interventionen des Vereinigten Königreichs in dessen unkritischer Nibelungentreue zur USA.

So könnte man es zusammenfassen wenn man seiner latenten Enttäuschung Ausdruck verleihen mag. Man kann auch sicher die positiven Seiten hervorheben, aber dafür lesen Sie hier im falschen Blog.
Die Zugeständnisse Westminsters an Glasgow werden nicht das auffangen können, was man sich als Außenstehender von einer schottischen Unabhängigkeit (ausdrücklich der SCHOTTISCHEN unabhängigkeit) hätte erhoffen können.

Statt Vorzeigestaat einer linksliberalen Haltung nun privilegierte Region eines stockkonservativen und neoliberalen Grossbritannien. Man darf gespannt sein inwieweit SNP und Co ihre großen Ziele unter dem Deckmantel Londons verfolgen können.

Doch diese Bitterkeit ist eigentlich unbegründet, denn man hätte es trotz aller William Wallace Romantik wissen müssen - natürlich sind die schottischen Briten nicht die besseren Menschen.
Auch in Schottland herrscht die schweigende Mehrheit, jene angstgetriebene, veränderungsfürchtende, stille Mehrheit, jene die sich am Diskurs nicht beteiligt, jene die sich im Alltag durchaus desöfteren durch pauschale Generalkritik hervortut aber wenn es drauf ankommt die Verantwortung nicht übernehmen will.
"Den Schwanz einzieht" sagt man hierzulande, und wer hierzulande lebt erkennt obige Charakterisierung im politischen Kontext der Bundesrepublik sicherlich wieder.

"Es sei nur noch darum gegangen, was drohen könnte - und nicht mehr darum, was möglich gewesen wäre."

Im schottischen Alltag ist es üblich vielerlei Probleme auf die ferne Regierung in London und die vermeintliche/echte ungerechte Politik gegenüber Schottland zu schieben.
Ich würde einige Fuffis darauf setzen, das viele schottische Briten die das tun, gestern trotzdem mit "Nein" gestimmt haben.

Verantwortungsleugnung und Verantwortungsverdrängung sind mittlerweile wieder ziemlich typische Charakterzüge für den modernen Westmenschen geworden. Während wir uns mit Demokratie, Bürgerrechten oder Freiheiten schmücken als wären es persönlich errungene Goldmedaillien, nehmen wir es mit den damit verbundenen Anforderungen  nicht so genau, und folgen sogar unseren Bürgerpflichten nur wenn es gar nicht anders geht.

Wir sind einfach zu beschäftigt und abgelenkt mit all den tollen Produkten, Unterhaltungsprogrammen, Onlineinhalten, das wir alles was irgendwie in Arbeit ausarten könnte, meiden.
Das gilt auch und insbesondere für Diejenigen die sich aufgrund eines Arbeitsverhältnisses für produktiv tätige Mitglieder der Gesellschaft halten.

Für Schottland bedeutet das Referendum neben der daraus resultierenden Zerwürfnisse in der schottischen Gesellschaft, vor allem der Verlust der oben erwähnten William-Wallace-Romantik.
Diese wurde durchaus zur Imagepflege immer wieder gerne genutzt. Wer kennt Wales? Wer kennt Schottland? Und warum? Genau darum.

Aber damit ist es nun vorbei.
Die schottischen Briten die so oft den Eindruck erweckten Schotten sein zu wollen, reagierten auf die Möglichkeit Schotten zu sein dahingehend, das sie entschieden lieber keine zu sein.
Das ist eine zu respektierende Entscheidung, aber bitteschön, es ist eine Entscheidung.
You let it slip.

Was bleibt ist die Erkenntnis welche das Referendum in meinem Kopf geweckt hat. Das diese EU möglicherweise als EU der Regionen besser funktionieren könnte, als als EU der Nationalstaaten - oder seien wir ehrlicher, als EU des Staatenlenkerklüngels.
Die Machtfülle der Nationalstaaten ist das was Frankreich Präsident Hollande kritiseren sollte, als Frankreichs Staatsoberhaupt aber natürlich nicht will - nicht die vermeintliche "Kleinstaaterei".
Denn einen wesentlichen Punkt hat er bei dem Gebrauch des Kleinstaatereibegriffes vergessen - er hat einfach mal die EU vergessen.


Dienstag, 9. September 2014

Online 100

Heute ganz im Zeichen der schottischen Fahne.

Tartanarmy.net

wo ich diese putzige Fassung des am Sonntag meistgeschmetterten Lieds gefunden habe - We'll be coming

Guter Artikel zum Referendum

Montag, 8. September 2014

Politik 11

Weiß noch irgendwer, anhand welcher Faktoren ich einen Artikel mit "Politik" oder "Realitäten" übertitel?

Ich auch nicht.

Am Rande des Fantreffs der Tartan Army in Dortmund kam ich mit einem ehemaligen Offizier der British Army ins Gespräch.
Für Schottland, meinte er, wäre das Referendum zur schottischen Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich, auch eine Frage von "NATO or EU".

So hatte ich das noch gar nicht gesehen.

Sonntag, 7. September 2014

Das Runde muss ins Eckige 10

I am going to support the Scottish National Football Team against Germany today.
Rumours say that there are already roundabout 7-10 000 Scots in Dortmund.
We'll join at the afternoon and expect at least a good fight against the World Champion.
I don't think that anybody even thinks about a draw, but in my opinion, that's not the important thing anyhow.
It's about "stood against". Him, Them, Whatever.

O Flower of Scotland
When will we see
Your like again,
That fought and died for,
Your wee bit Hill and Glen,
And stood against him,
Proud Edward’s Army,
And sent him homeward,
Tae think again.

The Hills are bare now,
And Autumn leaves
Lie thick and still,
O’er land that is lost now,
Which those so dearly held,
That stood against him,
Proud Edward’s Army,
And sent him homeward,
Tae think again.

Those days are past now,
And in the past
They must remain,
But we can still rise now,
To be the nation again,
That stood against him,
Proud Edward’s Army,
And sent him homeward,
Tae think again.

O Flower of Scotland,
When will we see
Your like again,
That fought and died for,
Your wee bit Hill and Glen,
And stood against him,
Proud Edward’s Army,
And sent him homeward,
Tae think again.

Freitag, 29. August 2014

WAR 10

Ergänzungen zu WAR 1:

OSZE: Keine Beweise für den Einsatz regulärer russischer Truppen (14:14 Uhr)

Was der FOCUS meldet, wird auf SPON nicht einmal im Ansatz erwähnt (14:50 Uhr) - obwohl sich die Folgemeldungen des FOCUS Tickers ebenso auf dem SPON Ticker wiederfinden.
Wer es noch nicht bemerkt haben mag, mein wesentliches Anliegen ist nicht das Ausleben einer wie auch immer gearteten Russophilie.
Was viel mehr Sorgen macht als die Neuordnung der geopolitischen Blöcke, den Verlust der Russischen Föderation an den chinesisch dominierten Block, die fabulöse PR Kampagne für die NATO, das Verstummen der Kritik am transatlantischen Partner, der Rückschritt zu allem was zwischen Russland und Europa in einem schwierigen Prozess bisher an Annäherung erreicht wurde - ist die eklatante Loslösung von Berichterstattung, Meinungsbildung und daraus resultierendem politischen Handeln, von den Maßstäben der Vernunft als universeller Urteilsinstanz.

Es brauchte wahrlich nicht viel für diesen Rückfall in mittelalterliches Debattierverhalten. Behauptungen die so oft wiederholt werden, das sie noch Axiome bleiben nachdem sie schon widerlegt wurden.
Das Einpressen aller Debattenbeteiligten in Schwarz-Weiß Schemata, das Herabsetzen der Gegenmeinung, ja selbst schon der vorsichtigsten kritischen Nachfrage - ist in der Frage einer Konfrontation mit "dem Russen" alles wieder Usus.

Die Frage die sich stellt ist:
Soll das jetzt die Kultur sein vor der sich autoritäre Staaten fürchten müssen?
Möchten wir nun alle kommenden politischen Fragen mittels dieser verwendeten Instrumentarien diskutieren?

Zweifellos, relativ zu den Zerstörungen und Todesopfern in der Ostukraine, erscheinen diese Befürchtungen eher belanglos.
Aber während der dortige bewaffnete Konflikt irgendwann einmal enden wird, bezeichnen die augenscheinlich vonstatten gegangenen kulturellen Rückschritte zu befürchtenderweise den Beginn von etwas langfristig viel Fataleren.

Aber wie gesagt, über intellektuelles Totalversagen wollte ich ja ein andernmal schreiben.

Edit:
Glücklicherweise betrifft dieses Versagen nicht Jeden:
"Die derzeitigen Statements der Politiker beruhen auf etwas, was man in der Scholastik als Selbstreferentialität bezeichnet. Jeder bezieht sich mit seinen Beweisen auf den jeweils anderen. Daß die Luftbildaufnahmen ohne Aussagekraft sind, stört nicht, sie erhalten diese durch die jeweilige Behauptung. Vor Wochen übte Rußland an "Kiew's Grenzen" in Kasachstan. Die jetzigen Aufnahmen stammen z.T. zwar aus Rußland. Kuibyschew, ein, auf Fotos benannter Ort, liegt nämlich in Sibirien. Die NZZ von gestern postulierte denn auch: Schlüssige Beweise liegen nicht vor."

Eine der seltenen Perlen aus den Kommentarspalten der Republik


WAR 1

Mein erster Gedanke als die NATO endlich mal ihre Ukraine-Darstellungen mit Bildmaterial untermauerte, war eher unsachgemäß und bitter.
Er lautete sinngemäß in etwa: "Endlich".

Endlich bekommt mein Kulturkreis das Russland was dieser sich scheinbar so sehnlichst herbeigewünscht hat. Er bekommt vermutlich alsbald auch jene GRÜNEN die er seit Jahren so schon sehen will.
Die "self fulfilling prophecy" mag als Begriff abgenutzt sein, das was damit beschrieben wird ist jedoch durchaus real.
Aber natürlich ist "endlich" in objektiver Hinsicht nicht wirklich die beste Reaktion.

Es ist mglw. der Themenmüdigkeit geschuldet, das dem CyKo angesichts dieser vermeintlichen Beschleunigung dortiger Ereignisse, speziell eher Feinheiten ins Auge fallen.
Plötzlich, von einer Nacht auf die Andere, reden die Sturmgeschütze des Demokratiebellizismus von einem "Bürgerkrieg", anstelle von "Unruhen", und unter der gefühlten Überschrift "Seht, die Russen sind da!" werden einfach mal alle vorherigen Behauptungen, der russische Staat wäre aktiv schon seit immer an diesem Konflikt beteiligt unter den Teppich gekehrt.

Jene die sich bestätigt fühlen, werden solche Kleinigkeiten ohnehin gerne verzeihen. Da spielt es dann auch keine Rolle das in den vergangenen Monaten 9 von 10 Meldungen klammheimlich wieder kassiert wurden, meistens ohne Hinweis darauf, das Konjunktivartikel mit Indikativüberschriften versehen, und Quellen selektiv ausgewertet wurden.

Erinnert sich noch wer an Wladimir Ruban? Über dessen Interview in der Ukrainskaja Prawda ist bis heute nichts in "seriöseren" Medien zu finden.
Keine Schmähung, keine Stellungnahmen, keine Kommentare.
Die kontroversen Äußerungen des ukrainischen Generaloberst waren scheinbar der Erwähnung nicht wert. Wichtiger erschienen da schon Twittermeldungen von Condoleezza Rice.
Das hat übrigens auch Aussagekraft über "unsere" innere Haltung zur Ukraine, die offenkundig eng mit jener Haltung verwandt ist, die wir auch der Russischen Föderation entgegen bringen.
Aber über das intellektuelle Totalversagen, den Verrat an der eigentlich aufgeklärten europäischen Kultur, wollte ich ein andernmal schreiben.

"Wie kommt wer da wieder gesichtswahrend heraus?" fragt R.Zion anderswo, und vermutlich ist das schon lange die relevante Frage - für die für diesen leicht daneben gegangenen Regime Change verantwortlichen Stellen.
Auch wenn gerne der Eindruck erweckt wird der russische Bär zöge Westeuropa am Nasenring durch die Manege - Punktsieger für eine Nacht sind dieses Mal die Oberhäupter der westeuropäischen Staaten.

Diese haben, garniert mit hohlen Forderungen nach friedlichen Lösungen, die Forderung nach einem dafür notwendigen Interessensausgleichprozess großräumig umfahren und können sich nun freuen.
Das Kalkül konnte eigentlich nur sein, abzuwarten das die ukrainische oder russische Armee das Problem für die hiesige Wertegemeinschaft lösen.
Entweder indem die eine Partei die Föderalisten in die Niederlage bombt, oder indem die andere Partei eben diese Niederlage durch Intervention verhindert (und so eine neue Situation schafft).
Ein dauerhafter Fortbestand der vorherigen Situation hätte irgendwann erfordert, diese Situation ehrlicher anzuerkennen und zu bezeichnen, und im Rahmen eines Interessensausgleich auf eigene Interessen zu verzichten.
Das erklärt dann vielleicht auch die großzügige Haltung Westeuropas gegenüber der Vorgehensweise der ukrainischen Armee.
Augen zu und durch!

Nun, Glück gehabt Gentlemen, da sind sie durch.
Der Rest wird nun für Andere unangenehmer.
Überwiegend Jene die nichts dafür können.

Dienstag, 26. August 2014

Gefunden 100

Why the ukraine crisis is the wests fault

In diesem Essay publiziert vom Council on Foreign Relations, skizziert John J. Mearsheimer ein gänzlich anderes Bild vom Ukraine Konflikt, als es unsereiner lieb sein kann.

According to the prevailing wisdom in the West, the Ukraine crisis can be blamed almost entirely on Russian aggression. Russian President Vladimir Putin, the argument goes, annexed Crimea out of a long-standing desire to resuscitate the Soviet empire, and he may eventually go after the rest of Ukraine, as well as other countries in eastern Europe. In this view, the ouster of Ukrainian President Viktor Yanukovych in February 2014 merely provided a pretext for Putin’s decision to order Russian forces to seize part of Ukraine.

But this account is wrong: the United States and its European allies share most of the responsibility for the crisis. 
(Auszug)

Realitäten 110

Der ukrainische Generaloberst Wladimir Ruban gibt in der Ukrainskaja Prawda ein aufschlußreiches Interview zur Lage in der Ostukraine, und SPIEGEL Online berichtet lieber von Tweets us-amerikanischer Sicherheitsberaterinnen.

Eine fixe Google-Suche ergibt: In den etablierten Presseprodukten, SPON, Süddeutsche, FAZ, DerWesten etc. pp., findet sich - Stand Heute - keinerlei Information zu diesem Interview.

Wer sich vorher noch nicht gewundert hat, darf nun damit anfangen.

Aber mal von vorn:
Wer ist Wladimir Ruban?
Wladimir Ruban ist Kiews Beauftragter für Gefangenenaustausch im ukrainischen Bürgerkrieg. Er ist Generaloberst, doch ob er aktiv einen Rang in der ukrainischen Armee bekleidet ist für mich nicht zweifelsfrei feststellbar.
Zu vermuten ist dies allerdings, sonst wäre seine Arbeit kaum möglich.
Beteiligt war er u.a. an der Freilassung der OSZE beobachter vor einigen Monaten.

Was ist Ukrainskaja Prawda?
Ukrainskaja Prawda ist eine Onlinezeitung die als Reaktion auf die repressiven Zustände unter Leonid Kutschma im Jahr 2000 entstand. Sie war wesentlich an der "Orangenen Revolution" beteiligt und würde im aktuell modernen Lagerdenken wohl als "prowestlich" bezeichnet.

Welche Relevanz hat das Interview?
Zum Einen die Identität des Interviewten. Man sollte meinen das zu einem internationalen Konflikt zu dem jedes unbelegte Geheimdienstgemunkel als Neuigkeit durch die Medien geistert, Informationen eines Pragmatikers vor ort einen gewissen Wert haben dürften.
Zum Anderen der Informationsgehalt des Interviews. Wladimir Ruban widerspricht in einigen Punkten Darstellungen welche dem Mainstream im Westen als gesichert erscheinen.

Die überraschensten Aussagen (Übersetzungsfehler/Fehldeutungen können dabei nicht ausgeschlossen werden):
Für Ruban sind die ostukrainischen Militanten keine Feinde.
Mit einigen hat er zusammen auf dem Euromaidan protestiert:
Für mich sind diese Menschen dort keine Feinde. Ihnen fällt das leicht, sie aus Ihrer Position als Feinde zu betrachten. Aber ich kenne diese Leute seit langem. Unter ihnen sind Offiziere, Afghanistan-Veteranen, mit denen wir gemeinsam gegen Janukowitsch protestiert haben. Dort gibt es Leute, mit denen wir auf dem Maidan gestanden haben. Auf dem Euromaidan. Aber wir haben ihn nicht so genannt. 

Für Ruban ist der Konflikt in der Ostukraine die Fortsetzung der Demonstrationen auf dem Maidan - die Ostukrainer versuchen mehr Ziele des Maidan militant zu erreichen:
Und die Leute im Donbass haben entschieden, bis zum Schluß zu kämpfen. Ihnen hat es nicht gereicht, daß Janukowitsch weg war, sie wollen reale Veränderungen im Land. Die meisten Punkte, die sie fordern, sind dieselben, die auch auf dem Maidan vorgetragen wurden.

Ruban streitet eine Beteiligung Russlands ab:
Was hat Rußland damit zu tun? 

Haben Sie dort russische Truppen gesehen?  

Haben Sie die Beteiligung russischer Truppen gesehen? 

Sie werden sie auch inoffiziell nicht sehen, weil es dort keine gibt. Und sogar, wenn Sie irgendeinen Russen oder irgendeinen Soldaten gesehen haben, ist das noch keine Beteiligung Rußlands.  

Wir arbeiten direkt an der Front und bedienen uns unserer Erfahrung und unseres Wissens. Wir sind gewöhnt, die Dinge beim Namen zu nennen. Wenn dort russische Waffen geliefert werden, ist es das eine. Putin kann da vieles verbieten, das ist eine andere Frage. Wenn da russische Offiziere sind, ist es eine dritte. Das ist keine offizielle Beteiligung Rußlands als Kriegspartei. 

Ruban vermutet eine "dritte Seite" die den Konflikt künstlich am Leben erhält:
Ich weiß es noch nicht, ich habe keine entsprechenden Informationen. Wir nennen das, als Arbeitstitel, »dritte Seite«. Besler von den Aufständischen nennt sie so, und die Leute in Donezk sagen es auch. Nach diesen Leuten wird gefahndet, um herauszubekommen, wer diese Saboteure geschickt hat. 

Für Ruban sind die russischsprachigen Ukrainer Ukrainer
Was heißt hier Minderheit? Wie viele Menschen soll man denn umbringen, damit der Donbass als ukrainisch durchgeht? Hundert- oder zweihunderttausend? 

Zweifellos kontroverse Ansichten
die dort ein Repräsentant der ukrainischen Regierung vertritt. Die Frage ist aber nun folgende:
Das Interview erschien in der Ukrainskaja Prawda am 20 August.
Die Übersetzung in der "Junge Welt" erschien am 22 August.
Jetzt bin ich der Letzte der sich gerne auf die JW bezieht - für mich war die JW immer ein stückweit "Rote Fahne" ohne Amüsierungsfaktor.
Aber ich stehe gerade vor dem Problem das - Stand Jetzt - kein Hinweis auf dieses Interview in vermeintlich seriöseren deutschen Quellen zu finden ist.

Neben der Jungen Welt berichten einige obskurere Nachrichtenportale, diverse prorussische Propagandaseiten, aber auch Medien in Finnland, Tschechien und Vietnam - das ergab eine flotte Googleauswertung.

Aber weder SPON, noch FAZ, BILD... einfach alle, berichten auch nur andeutungsweise von diesem Interview.
Das fällt auf.

Ein regelrecht lautes Schweigen

Bisher wurde alles zum Ukrainekonflikt aufgegriffen, egal wie haltlos, unbegründet, abgefahren oder spinnert es auch war - nicht einmal der Luftwaffenoffizier der an MH17 Einschusslöcher gesehen haben will blieb unbeachtet.

Aber der ukrainische Beauftragte für Gefangenenaustausch, eine offizielle Position der aus nächster Nähe die Lage beurteilen kann, interviewt von einer "prowestlichen" ukrainischen Onlinezeitung, ist keine Erwähnung wert?

Nicht einmal eine Diskreditierung, ein Widerspruch, ein Dementi, einfach rein gar nichts?
Wieder einmal beschleicht mich das komische Gefühl, das der Ukrainekonflikt über uns mehr aussagt, als über Ukrainer.

Es ist zweifellos der aktuell bedeutenste internationale Konflikt auf dem Globus, zumindest hinsichtlich seiner Bedeutung für die Geopolitik der nächsten Jahrzehnte.



 



Freitag, 22. August 2014

Realitäten 101

Etwas leiser gerufene Neuigkeiten zu dem wichtigsten internationalen Konflikt unserer Zeit:

Sehr verschwiegene MH17 Ermittler
Soviel Zurückhaltung hätte man sich von USA, diversen Weststaaten und hiesigen Gazetten gewünscht, als diese das Leid der Opfer noch zur Dämonisierung Russlands instrumentalisierten.
"Moralische Mitschuld..."

Russischer Konvoi war eigentlich von Kiew genehmigt
Bevor dies im nahezu täglichen Krakeelen über vermeintliche russische Invasionen der Ukraine wieder untergeht... der Konvoi war ursprünglich genehmigt, Kiew hatte dies aber mit Verweis auf Gefechte um Luhansk wieder zurück gezogen.

Russischer Konvoi erreicht Luhansk
Illegalerweise hat der russische Hilfskonvoi Luhansk nun erreicht und liefert seine Hilfsgüter an die dortigen Menschen.
Der noch vor einer Woche angekündigte ukrainische Hilfskonvoi ist nirgendwo zu sehen - weder legal noch illegal.
Kiew wird die unliebsame Bevölkerung aufgrund der verbesserten Versorgungslage wohl nun mit dem Artilleriebeschuss in Wohngebiete reduzieren müssen.

Tom Königs von den GRÜNEN ist aufgefallen
das der Einsatz schwerer Artillerie in Wohngebieten unverhältnismäßig ist.
Ob diese Äußerung von der Böll-Stiftung toleriert wird?

Ach ja,
Moralische Mitschuld
Diese will die Bundesregierung auf sich nehmen wenn in Zukunft mithilfe gelieferter deutscher Waffen Zivilfahrzeuge abgeschossen werden. Jedenfalls, wenn man MH17 zum Maßstab nimmt.

Wer hat eigentlich den Nahen Osten so wirkungsvoll destabilisiert?
Vladimir Putin?

Tolle Zeiten in denen wir leben.

Freitag, 15. August 2014

Gefunden 11

Anyway, back to business... Leonard Cohen tells me he would no longer bother to write a song about Isaac, because people wouldn't know what he was on about. That doesn't only diminish the vocabulary of songs, it has wider implications. If the reference points for our whole belief system are forgotten, we find it that much harder to understand a shared belief system, or even to disagree coherently with a shared belief system. We end up in a vicious circle of incoherent, half-baked individual utlitarianism where nobody has any belief system at all and we lose the ability to communicate with each other. I think that's one reason why football is so popular again - it's a game which the citizen can focus on, where the rules are defined. Unlike his life. The citizen is becoming a pawn in a game where nobody knows the rules, where everybody consequently doubts that there are rules at all, and where the vocabulary has been diminished to such an extent that nobody is even sure what the game is all about. Hence the concomitant rise of fads like astrology, spiritualism, and generic "I want to believe"-ism. I'm a humanist. I believe people should be able to sort themselves out, as does the Judeo-Christian tradition, obviously, but for rather different reasons. Even for Western-European humanists, it's helpful to know about Isaac and Abraham for any discussion of belief/hope/obligation, especially if we wish to join a discussion which has been developed over two thousand years. It's a bit tedious to have to start the discussion from scratch every time by mulling over yesterday's soap-opera with the few people who actually watched it.

Certain extraneous developments have helped in ways one might not expect. Let's get back to hypertext for a moment. Remember that the Web is basically "text for people who can't read" (Trenchant Remark, © A. Eldritch), but it's merely hypertext coupled with the physical hypertext of the Net's hardware. Now that hypertext is widely familiar, it's easier to explain how allusion works to people who would otherwise be completely flummoxed by the very concept. That's why I just tried to.

It's nevertheless hard to talk to Thatcher's Children. Apart from anything else, they have no concept of right and wrong beyond an apathetic and half-baked utilitarianism. I was recently asked if we are "relevant to them". Probably not. Proust is probably not "relevant to them". He's clever and funny and useful, but they haven't got the faintest idea what he's on about. I've been described (by myself, of course) as "Kierkegaard meets Elvis". They may have heard of Elvis, but he didn't wear adidas, and they probably think that Kierkegaard is about as much use as a dead Danish philosopher. Which he is. Is he relevant to them? I think so. Would they agree? I doubt it.

The problem is, the things that decide their lives are not "relevant to them". The nuances of emotional politics are not "relevant to them". They have lost touch with the fabric of their lives and they don't even know how to have a good time without falling victim to the corporate fashion fascists and the evil social engineers of Thatcherite Britain.


A.Eldritch, Virgin.Net Interview

Freitag, 1. August 2014

Realitäten 100

Selbsthass ist etwas was einem schon die Lebensqualität vergrätzen kann. Man fühlt sich absolut unwohl in seiner Haut, ist mit dem eigenen Handeln (oder Handlungsoptionen) massiv unzufrieden und wünscht sich in die Identität eines anderen.

Der Konflikt der NATO mit der Russischen Föderation im generellen, und der Ukrainekonflikt im speziellen, lässt in mir zumindest einen partiellen Selbsthass aufkommen, betreffend dem Teil meiner Identität der sich als Gesellschaftsbestandteil sieht.

Wir haben ja immer geglaubt in einem insgesamt brauchbaren System zu leben welches sich, zumindest mit einigen Mühen, nach und nach optimieren ließe.
Optimieren ist dabei schon eine gnadenlose Schönfärbung - unsere Probleme sind ja keine Petitessen - Eigentumsfrage, Apathie, Konsumismus und das Wechselspiel des Individuums mit dem digitalen Raum, dazu noch die grassierende Borniertheit und Ignoranz einer nicht unerheblichen Anzahl von Mitmenschen.
Aber doch, gefühlsmäßig, dachte man ja schon das da was gehen könnte. Wenn schon nicht vorwärts so wenigstens nicht unrettbar rückwärts.

Doch an diesem vermutlichen Wendepunkt der Geschichte zeigen sich Symptome, die man in ihrer Heftigkeit so gar nicht erwartet hätte.
Man ist ja schon geradezu dankbar für das Desinteresse der Bevölkerungsmehrheit, wenn man das Verhalten der interessierten Bevölkerungsminderheit einer genaueren Betrachtung unterzieht.

Die Mainstreammeinung der bürgerlichen Mittelschicht, vor allem präsentiert auch durch Leitmedien oder politische Repräsentanten (auch und vor allem meiner Partei, Bündnis 90/Die Grünen, als mglw. Mittelschichtspartei), lässt den Eindruck intellektuellen Totalversagens entstehen.
Es ist nicht einmal der Inhalt sondern vor allem die Art der Debatte, die Einen sich wünschen lässt, irgendwer anders, irgendwo anders zu sein.

Das völlige Verkennen von Ursache und Wirkung, das Vorverurteilen, die fehlende Selbstreflektion, die Arroganz, das Herabsetzen der anderen Kultur, die Dämonisierung, die Schwarz-Weiß Malerei, das selektive Verarbeiten von Informationen und vor allem der Umgang mit Kritikern im eigenen Land.

Man ist hier ein "Putin Versteher" wenn man es wagt gewisse Zweifel an manchen eklatant offensichtlich einseitigen medialen Darstellungen zu äußern, es gibt Menschen die in einer vermeintlichen Besorgnis über die psychologischen Ursachen einer nicht antirussischen Haltung sinnieren.
Genauso gut kann man auch gleich behaupten das man den Vertreter der anderen Meinung für geistig behindert hält. Im sozialen Miteinander findet sich wieder, was man den Russen als Staat unterstellt, Unterdrückung, unfaire Form der Auseinandersetzung, ein intellektuelles Niederbrüllen.
Vermutlich käme ich in einem autoritären Staat bei einer solchen Abweichung in den Knast, so wird einem zumeist entgegen gehalten.
Soll ich jetzt schon dankbar dafür sein, das man mich wenigstens nicht ins Gefängnis wirft?

Weswegen wird man auf SPON weg editiert wenn man nachfragt, ob die Behinderungen der Ermittlungen zu den Todesschüssen auf dem Maidan weiterhin von der aktuellen ukrainischen Regierung fortgesetzt werden?
Dürfen manche Dinge eben nur MONITOR oder Extra3 ansprechen?
Was ist mit dem Brandanschlag in Odessa?
Was sind die Ziele der ostukrainischen Föderalisten? Weswegen verwenden wir in diesem Land Kampfbegriffe zur vermeintlichen Erörterung von Sachverhalten?
Weswegen wird Russische Föderation ausnahmslos für alles verantwortlich gemacht, weswegen wird die verfehlte Politik des Westens nicht thematisiert, warum beginnt man einen Handelskrieg ohne erkennbare Zielsetzung?

Wie kann man überhaupt getrost den Wortbruch des Westens und die NATO Osterweiterung rechtfertigen mit dem Verweis auf die russische Reaktion auf - die NATO Osterweiterung?

Es gibt immerhin noch Wenige die es wagen sich gegen den Mainstream öffentlich zu äußern. Politiker gehören eher seltener dazu, Bündnisgrüne schon gar nicht.
Jakob Augstein schon länger, nun auch Julian Nida-Rümelin.

Dieser erklärt in seinem Artikel, weswegen die Begrifflichkeit Neo-Imperialismus in Bezug auf Russland eine gehörige Wahrnehmungsstörung ist, und beschreibt dabei so ganz nebenher die absurden Züge welche die gegenwärtige Debatte trägt.
Ob seine Kompetenz in Politiktheorie und Philosophie aber ausreicht um weltpolitisch-halbwissende Bildungsbürger aus Hintertupfingen oder Honorarjournalisten von BRILLE oder WUTZ zu einer Reflektion ihrer Geiferei zu bringen, darf getrost bezweifelt werden.

Früher konnte man ja noch sagen, man befände sich in einem verkommenen und heuchlerischen System, aber heute muss man zudem noch feststellen, von irrationalen Heuchlern umgeben zu sein, und prinzipiell eigentlich zu Ihnen zu gehören.

Das gilt für mich als Bundesdeutschen in gewisser Hinsicht wie für mich als Bündnisgrünen. Weswegen eine ehemalige Friedenspartei ihre außenpolitischen Stellungnahmen nahezu ausnahmslos kaltkriegerischen Scharfmachern wie Rebecca Harms oder Omid Nouripour überlässt, erschliesst sich mir nicht.
Weswegen in einer vermeintlich basisdemokratischen Partei die Haltung in einem solchen bedeutenden Konflikt eher nicht debattiert, sondern dem parteirechten ThinkTank Böll-Stifung, inklusive Marie-Luise Beck und Ralf Fücks, überlassen wird ebenso nicht.

Aber vielleicht lässt sich von den GRÜNEN im wesentlichen auf die ganze krakeelende Masse schließen, jene die NATO und CIA Fotos noch für unverrückbare Beweise halten.
Vielleicht ist es einmal mehr ganz einfach.
Die GRÜNEN hatten schon immer Schwierigkeiten damit zu erkennen, das es auch andere Sichtweisen zu Fakten geben kann.
Erst in Göttingen 2007 musste ihnen jemand erklären, das die vermeintlich nur freundlich aufklärenden Tornado-Jagdbomber der Bundeswehr von den Afghanen als "Spione" betrachtet wurden, jene Flugzeuge also denen die Bomben folgen.
Mit der Nase darauf gestoßen fiel es den Grünlingen aber dann doch relativ leicht zu verstehen, das es möglicherweise doch einfach ein anderer Kulturkreis ist, dessen Entrechtung von Frauen nicht unbedingt aus Bosheit resultiert, die man wegbomben kann.

Das fiel leicht weil die Afghanen anders aussehen. Genauso wie die Chinesen. Oder die Araber. Alles Kulturkreise die in Relation zum Russenbashing, bei den Bündnisgrünen noch gut wegkommen.
Ach ja. Schreit doch rum, oder gesteht es euch ein.
Die Russen sehen aber aus wie wir.

Es erscheint undenkbar das dieser Kulturkreis aus denselben Fakten andere Schlüsse zieht. Das geht nicht in unsere Schädel. Die Russen müssen verrückt sein. Oder indoktriniert, durch das russische Staatsfernsehen.
Zwar bevölkern Russen haufenweise das Internet, spielen WoW, crunchen BOINC, oder produzieren haufenweise Computerviren, aber nein, andere Medien lesen die nicht. TOR Tunnel kennen die nicht. Die können auch kein Englisch.
Natürlich nicht.
Die steigenden Umfragewerte für Putin in Russland mit eben unseren antirussischen Anfeindungen, unserer konkreten eskalatorischen Politik, in Zusammenhang zu bringen, das erscheint undenkbar.
Auch die Russen sind geistig behindert, so scheint die Ansicht zu sein.
Wie die hiesigen "Putinversteher".

In meiner Firma arbeiten zwei Kasachen, eine Russin und eine West(!)ukrainerin.
Sie sind alle, ausnahmslos, entsetzt über die hiesige Berichterstattung, über die Anfeindungen, die unkluge westliche Politik und tendieren daher allesamt, als Reaktion, zur Solidarität mit der Russischen Föderation und Vladimir Putin.

Vielleicht sollte die hiesige selbsterklärte gebildete Schicht ab und zu auch mal mit ihren Putzfrauen reden.





Mittwoch, 23. Juli 2014

Online 11

Nun bei alphacentauri2 registriert.
Wer sich je gefragt hat ob es für dieses inspirierende Spiel noch eine Community, evtl. mit zusätzlichem Content, gibt, der wird dort fündig.
Es ist mir in den ersten 48 Stunden dort auch tatsächlich gelungen nichts über Politik zu posten.
Dabei sollte ich nicht das beste AAR aller Zeiten vergessen zu posten.

Für Gerasim@home habe ich eine Testreihe gemacht und auch geschrieben, die sich um die Frage gedreht hat ob die dortige Windowsapplikation auch über WINE lauffähig ist - und wie performant.
Bevor sich jetzt nun wer durch das Kyrillisch dort wühlt - es funktioniert, aber stinkt. Schlechte Performance, vergessene CPU Zeit... die Zeiten des Zusammenwirkens von WINE und BOINC sind wohl vorbei.
Ist allerdings auch kein Wunder, nun wo es gleichwertige native Clients gibt - und wo das nicht hilft eben die Fortschritte in der VM Technologie.

Über diese hätte ich auf den Seiten von ATLAS@home oder direkt bei BOINC gerne etwas gepostet - mir den Flamewar aber erspart.
Denn ich halte die gegenwärtige Strategie der festen Bindung von BOINC zu Virtualbox zwar für nachvollziehbar, in der Kommunikation aber für unehrlich und, so sich die Entwicklung nicht über diesen Hypervisor hinaus entwickelt, für eine Sackgasse.

Das unehrliche ist die unvollständige Begründung weswegen man sich für diesen Hypervisor entschieden hat. Vergleicht man die Statements der Entwickler mit etwas tiefergreifender Literatur zur Thematik, Stichwort "VBOINC" von 2013 zum Beispiel, stellt sich heraus das es eben nicht nur um Sandboxes oder Interoperabilität geht.
Ein nicht unerheblicher Grund für Virtualbox ist auch die angebliche Niedrigschwelligkeit dieses Hypervisors. Dies bleibt in den Foren unerwähnt.
Doch genau darum geht es. Man hält den Großteil der User einfach für zu blöd um jene Technologie vernünftig zu nutzen, auf deren Verwendung man sich gerade festgelegt hat.

Bezahlen, im wahrsten Sinne des Wortes, dürfen diese Zeche nun Cruncher welche performantere Hypervisors verwenden könnten. Mit der alleinigen Festlegung auf die lahmste verfügbare Ente VirtualBox, landen nun 10-20% (in Relation zu bsplw. KVM-QEMU oder VMWare) der Stromkosten eines Crunchers bei solchen Projekten nicht beim Projekt, sondern sind verschwendet.
Die "Blöden" hingegen sind trotzdem zu blöd und überschwemmen die Foren mit ihren Virtualbox Problemchen.

Es wäre ja fast schon zum Lachen.
Wenn mich nicht die Befürchtung umtreiben würde das der Trend auf lange Sicht erst einmal so bleiben wird. Es läuft ja. Das Problem ist ja gelöst.
Weswegen sollten sich dann die Entwickler um weitere Lösungen bemühen?

Weil sie effizienter wären.
Warum z.B. die fürs CERN beschäftigten Entwickler auf so eine Lösung setzen, wo doch die Vergabe kompletter VMs in der CERN IT ansonsten eine übliche Lösung ist, bleibt völlig schleierhaft.
Eine präparierte CERN VM auf KVM-QEMU könnte ATLAS Workunits mit nahezu nativer Performance rechnen. Durch das Setzen auf Virtualbox hingegen verschwendet derselbe Host hingegen für dieselbe Produktion mehr Energie, und verursacht mehr Kosten für den freiwilligen Helfer.

Das ist großer Mumpitz in einem Feld, in welchem man auf die Freiwilligkeit von Helfern angewiesen ist. Jenen Helfern nicht die Möglichkeit zu geben, größtmöglich effektiv zu arbeiten, grenzt schon ein wenig an Unverschämtheit.

Daher hat der CyKo, immerhin einer der Top 10000 weltweit, beschlossen seine Ressourcen den LHC Projekten NICHT zur Verfügung zu stellen.
CERN ist sicherlich etwas worauf man als Europäer stolz sein kann, deren Arbeit ist bedeutend und man hat tatsächlich durch die dort hinein geflossenen öffentlichen Gelder einen gewissen Eigenanteil an der dort geleisteten Arbeit.

Umso enttäuschender ist der m.E. mangelhafte Eigenanspruch an Effizienz und Technologie bei den virtualboxbasierten LHC Projekten.
Und es hilft auch nicht das Mr. Segal Fragen danach heute nur abbügelnd beantwortet.

Manchmal vermisse ich Dagorath.
Aber das ist eine andere Onlinegeschichte.

Gefunden 10

"Diese neue Feststellung von Verantwortlichkeiten bei der Lieferung von Militärausrüstung ist sehr interessant und begrüßenswert. Es ist also nicht mehr der, der die Waffe einsetzt verantwortlich, sondern der, der sie liefert. Wenn das nicht alles nur politische Heuchelei ist, dann möchte ich gerne wissen, welche Länder Waffen nach Israel, Syrien usw. geliefert haben und noch liefern. Nachdem jetzt die Nummer zwei der waffenliefernden Staaten in die moralische Verantwortung genommen wird, wird ja auf die Lieferanten eins und drei, die USA und Deutschland, noch einiges zukommen. Oder ist das von mir falsch verstanden?"

Ich musste wirklich lachen. Es ging um den Begriff "moralische Schuld" aus dem Vorwurfskonstruktionsbüro BRD.

Samstag, 19. Juli 2014

Realitäten 11

Geschichte wiederholt sich.

Und nein, es handelt sich nur zufällig auch um ein Flugzeug. Zu dem Abschuss in der Ukraine wird sich noch eine Expertenkommision äußern, für die sich die Bundesrepublik und Russland aussprechen.

Viel eher handelt es sich einmal mehr um die Frage, wem ein Schisma in Europa eigentlich nützt.

Mittwoch, 16. Juli 2014

Politik 10

Konsequent ist, auch Holzwege zu ende zu gehen.

Dieser Devise folgt einmal mehr die Ostpolitik der Europäischen Union, welche ihren neuen vorläufigen Höhepunkt auf dem kommenden Sondergipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs.

Konkret sollen nun die Sanktionen gegenüber der Russischen Föderation ausgeweitet werden. Zukünftig sollen auch russischen Unternehmen vorhandene Konten in der EU gesperrt, und EU-Firmen Geschäfte mit diesen Unternehmen verboten werden.
Dies bedeutet zugleich aber auch das Eingeständnis, das die bisherigen Sanktionen wirkungslos geblieben sind. Zu den relevanten Zeitpunkten gaben ja auch größere deutsche Konzerne bekannt, keine Veränderung in ihren geschäftlichen Ausrichtungen betreffend Russland realisieren zu wollen.
Wo Einsicht in die Linie von EU und NATO also ausgeblieben ist, soll nun Zwang wirken.
Inwiefern derlei Anordnungen aber später vor Gerichten Bestand haben können sei dahingestellt - das Primat des Shareholdervalue über Politik ist ja eine spezifisch westliche "Errungenschaft".

Die Begründung liest sich nur auf den ersten Blick bekannt. "Brüssel reagiere damit auf das Verhalten Moskaus in der Ukraine-Krise." meldet SPON.
Das glaubt man schon gehört zu haben, aber steckte hinter der Formulierung vor einiger Zeit noch die (mittlerweile nicht mehr aufrecht gehaltene) Behauptung, der Kreml "agiere" in der Ostukraine, ist nun das Gegenteil die Ursache für den Unwillen Brüssels.
"Moskau wirke weder öffentlich sichtbar auf die Separatisten in der Ostukraine ein noch sorge Russland für eine effektive Grenzüberwachung, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin."

Waren zuvor also immer noch nicht konkretisierte Aktionen Moskaus auf ukrainischem Territorium Ursache für Sanktionen, werden diese nun aufgrund von ausbleibenden Aktionen verschärft.

Natürlich ist sowohl Steffen Seibert als auch jedem europäischen Staats- und Regierungschef bekannt, das Moskau aus innenpolitischen Gründen die entsprechenden Forderungen Brüssels nicht erfüllen wird - und aufgrund der Faktenlage nicht erfüllen kann.

Denn wie das Vorhandensein der sogenannten "prorussischen" Separatisten verdeutlicht, sind die Einflußmöglichkeiten externer Staaten in den ukrainischen Bürgerkrieg begrenzt.
Der Begriff "prorussische Separatisten" ist dabei auch nicht hilfreich. Russischstämmige Ukrainer wäre der passende Begriff, und ihre Ziele sind überwiegend nicht diffus prorussisch, sondern im Gegenteil sehr ostukrainisch - Schutz ihrer Minderheitenrechte und mehr Föderalismus statt Zentralismus - letzteres übrigens primäres Anliegen der ersten Demonstranten auf dem Maidan.

Russland und russische Interessen, sind längst durch den Schulterschluss von Rinat Achmetow mit der Regierung in Kiew gesichert. Man bringt nicht den Finanzier der zuvor gestürzten Regierung ohne Gegenleistung auf seine Seite.
Damit ist aber auch der Kreml raus aus der Geschichte - und hat den Kredit in der aufgebrachten ostukrainischen Bevölkerung verspielt.
Der russische Bär kann nur auf die Ostukraine einwirken wenn er auf die Ostukraine einwirkt. Ein Einwirken das inhaltlich dem Einwirken zuwider läuft ist eine Absurdität. Einfluß ist nicht statisch, er unterliegt dem Einfluß der Rahmenbedingungen.

Die EU täte gut daran einzugestehen, das die Resultate ihrer Kiewer Intervention nicht fähig sind, die durch den Umsturz hervorgerufenen innenpolitischen Probleme zu lösen.
Erkannt haben sie das bereits, denn die Verschärfung von Sanktionen und die Schuldzuweisung Richtung Moskau dient nur einem Zweck - Zeitspiel.

Geopfert wird dafür weiterhin der erodierende Rest glaubwürdiger Osteuropapolitik und diese Entwicklung findet seinen Durchsatz auch in der Zivilbevölkerung.
Denn, Weltmeister wie wir sind, glauben wir ja gerne, in einem Haufen tumber nationalistischer Russen befänden sich zu befreiende Minderheiten der Intelligenz. Je besser informiert oder gebildet, desto eher würden sie dem westlichen Gesellschaftsmodell zuneigen.

Ein Trugschluß.
Selbst IT Leute aus Universitätsstädten wie Irkutsk solidarisieren sich derzeit mit ihrer Nation. Zusammenrücken ist eine sehr typische Reaktion auf als ungerechtfertigt empfundene Aggression.

Europa folgt konsequent der Tradition der Abgrenzung zum östlichen Nachbarn, und zwar vollumpfänglich, und nicht auf eine spezifische russische Administration beschränkt.
Dies sicherlich zum Wohlgefallen des westlichen Nachbarn hinterm großen Teich.
Dessen Freundschaftsdienste wie Ausspionierung parlamentarischer Ausschüsse wird derzeit mit der sechsten Runde der Gespräche zum geplanten Freihandelsabkommen belohnt.


Notiz 10

Die kapitalistische Dynamik wird angefeuert durch die Dominanz des Tauschwerts über den Gebrauchswert.

Montag, 14. Juli 2014

Das Runde muss ins Eckige 1

Es ist zweifelsohne so, das jetzt noch einige Zeit eine nicht geringe Anzahl der Deutschen einmal mehr eine Runde stolz auf etwas ist, wozu sie nichts beigetragen haben.

Ja, es ist typisch. Es ist WIRKLICH typisch. Und es wird nicht weniger typisch dadurch, das es mglw. anderswo auch ein bißchen typisch ist. Wenn auch nicht an so vielen Orten wie man meinen mögen könnte.
Man frage mal die Engländer.

Und natürlich war auch Tom Bartels reflexhafter Beginn des Aufbaus einer Dolchstoßlegende (Gelb-rot! Gelb-rot!), noch zu dem Zeitpunkt in dem es der DFB Elf noch nicht gelungen war ihre optische Überlegenheit zu wenigstens einem Tor zu verwandeln, so etwas von überaus typisch.
Dolchstoßlegenden gibt es in England übrigens nicht.

Ja, so seid ihr. Kreischendes Interesse an Belanglosigkeiten, Suche nach dem Stolzseindürfen, mit möglichst wenig Anstrengung, und wenn es schief geht waren die Anderen schuld.
Ich bin so deutschverdrossen durch euch, echt jetzt mal. Das ging beinahe schon so weit das ich Bene Höwedes und Co. ihren (in der Summe nicht unverdienten) Titel fast schon nicht gegönnt hätte.
Ich bin froh das ihr euch jetzt aus dem Fußball wieder verpisst. Zwei Jahre Ruhe, zwei Jahre Vereinsfußball, zwei Jahre nur unter Leuten die sich für den Sport interessieren - und nicht nur dann wenn man durch ihn sein erbärmliches Lebensmodell mit Schwarz-Rot-Gold überhöhen kann.

Ich hab Bock auf Schalke, ich freu mich auf die West Ham United und Newcastle United Fans in einigen Wochen hier, ich will Max Meyer wirbeln sehen und vielleicht endlich mal wieder eine Siegesserie zu Saisonbeginn.
Es gilt am zweiten Spieltag Bayern zu schlagen, oder wenn das nicht geht, mindestens einen heißen Tanz zu liefern.

Ich freue mich auf Fußball. Ohne euch.


Dienstag, 8. Juli 2014

Online 10

Eigentlich wollte ich heute etwas darüber schreiben, was manche Sorten Menschen dazu bringt Partei zu ergreifen.
Egal ob nun deutschstämmiger Dschihadist, Antideutscher, Prorussisch, antiamerikanisch oder Grüner, Gelber oder Roter.

Anlass dazu war nicht der übliche Rechtfertigungsreflex der Einen manchmal überkommen mag, wenn die Europaparlamentarierin seines Kreisverbandes die erste mediale Aufmerksamkeit in Form eines verdienten Shitstorms bekommt.
Über derlei Reflexe bin ich lange hinaus. Außerdem finde ich es gar nicht so schlimm.
Theresa Reintkes absolute Unempfindlichkeit gegenüber Peinlichkeitsgefahren hat sie immerhin dazu gebracht vor ca. 8 Jahren an der genialsten Spontandemo teilzunehmen die Gelsenkirchen jemals gesehen hat.
Das wiegt das Gequietsche, das sowieso eher grünsystemische Ursachen hat, in meinem POV völlig auf.

Gut. Nicht völlig.

Also, ich hatte heute zum ersten Mal freiwillig eine Sendung von Anne Will gesehen, und zwar weil ich ein kreischender stiller Fanboy von Irene Mihalic bin.
In der dortigen Erklärung des "ARD Journalisten" (dessen Name ich vergessen habe) dazu, wie eine Radikalisierung hiesiger Islamisten bis hin zur Ausreise nach Syrien oder Irak vonstatten gehen soll - habe ich mich überraschend zum Teil wieder gefunden.
Und nicht nur mich.

Planet Seeliger kreuzt derzeit wieder meine Umlaufbahn. Man könnte sogar meinen, er befände sich auf einer langen scheinkongruenten Teilellipse mit der meinigen (Umlaufbahn), was einige Themen angeht.
Das ist cool.  Das ist sehr, sehr cool.
Derzeit sammelt sie Gründe für einen Austritt aus der Partei Die GRÜNEN.
Terry Reintke ist einer davon.
Das erwähne ich aber nicht wegen der Teletubbies.

Sondern wegen diesem vollendeten Bruch mit der "grünen Diskussionskultur" die irgendso ein MSA vor vielen Jahren in einem Blog vor unserer Zeit von mir eingefordert hat.

MSA ist... ach. Das interessiert doch eh keinen.
Ich denke aber, das ich heute nichts zum Ergreifen von Partei schreiben mag.

Ich geh lieber Segeln.




Mittwoch, 2. Juli 2014

Realitäten 10

Reden wir mal über Steam.

Steam hat zweifellos einige segensreiche Vorzüge, besonders wenn man Computerspiele auf einer anderen Plattform als auf Microsofts Windows spielen möchte.
Grundsätzlich ist der Umstand das die Valve Corporation auch auf LINUX als Spieleplattform setzt, sicher positiv zu bewerten. Und dabei spielt es keine Rolle das der Hintergrund dieser Entscheidung ganz offenkundig einfach die versuchte Schaffung eines neuen, z.T. noch restriktiveren Monopols ist, als es die Microsoft Welt ohnehin schon war - denn natürlich ist Valve kein Unternehmen wie beispielsweise Canonical, das irgendwelche progressiven gesellschaftlichen Ziele verfolgt, sondern eher schon ein profitorientiertes Unternehmen welches versucht, in dem Spannungsfeld von Unselbstständigkeit und Handlungsdruckgefühl von Konsumenten, ein ertragreiches Geschäftsmodell zu entwickeln.

Das ist prinzipiell natürlich erst einmal kein Problem, sofern dem Konsumenten die Möglichkeit geboten würde, das Für und Wider seiner Konsumentscheidung abzuwägen.
Doch hier liegt der Hase im Pfeffer. Kaum jemandem ist die tatsächliche Bedeutung des Erfolgs von Valves Geschäftsmodell wirklich bewusst, dabei geht es doch auch hier einmal wieder um eine der ältesten Fragen unserer Gesellschaft - die Eigentumsfrage.

Ein Recht das nur für einen Teil funktioniert, indem es dasselbe Recht für die Anderen beschneidet, ist eine Absurdität, die keinesfalls unter freiheitlichen oder gar demokratischen Gesichtspunkten aufgelöst werden kann.
Wenn die Rechte am eigenen Eigentum nur gewährleistet werden können, indem die Rechte Anderer an ihrem Eigentum beschnitten werden müssen, dann hat genau genommen niemand wirkliche Rechte an Teilen seines Eigentums.

Unsere Gesellschaft löste dieses Problem bisher mit dem Zwang des Faktischen. Die Hersteller von Suppenlöffeln konnten bisher großzügig darüber hinwegsehen, wenn ein Suppenlöffelbesitzer auf die Idee kam, sein eigenes Exemplar nachzubauen.
Ihm fehlten schlichtweg die Produktionsmittel um derlei in einem akzeptablen Zeitraum mit akzeptablen Ergebnis zu bewerkstelligen.

Das sieht heutzutage mit Software anders aus. Prinzipiell besitzt Jeder heutzutage mit seinem Rechner eine Fabrik die theoretisch in der Lage wäre, ein exaktes Replikat einer erworbenen digitalen Ware herzustellen.

Eine Frage deren Erledigung sich aufgrund der Faktenlage niemals stellte, oder besser gesagt, deren unbefriedigende Beantwortung der Großteil aller Menschen hinnehmen musste, stellt sich wegen den veränderten Rahmenbedingungen aufs Neue.

Die Hersteller/Vertreiber von Software reagierten darauf erst einmal wie man es gewohnt ist - mit Zwang und Entrechtung. Kopierschutzmaßnahmen, Sicherheitsabfragen, Registrierungen hatten einzig und allein die Aufgabe, dem Eigentümer der Software die vollständige Ausübung seines Eigentumsrechts zu verweigern - begründet mit dem Eigentumsrecht des Herstellers.

Der weitere Geschichtsverlauf macht deutlich, das es zu dieser (durchaus überspitzten) Deutung eigentlich keine zwei Meinungen geben kann, denn nicht umsonst hat die Industrie von dieser Praxis schon wieder Abstand genommen.

Heute, so wird versucht weiszumachen, besitzt man die Software überhaupt nicht, sondern angeblich nur ein wie auch immer geschneidertes Nutzungsrecht.
Über das Geschäft mit dem Diffusen, den Softwarelizenzen, könnte man sicher einmal einen eigenen Beitrag verfassen.

Fakt ist, das diese Behauptung nicht der Wahrheit entspricht.
Software auf einem Rechner ist vorhanden und eine etwaige Kopie, konkretisiert in magnetischen Abdrücken auf einem Datenträger, ist kein wie auch immer ermogelter Diebstahl, sondern ein Herstellungsprodukt aus eigenen Ressourcen (Produktionsmittel und Energie), ein Abpausen wenn man so will.
Das vermeintliche Handelsgut hingegen, die Lizenz, findet sich stofflich meistens eher gar nicht.
Umgesetzt wird diese einseitige Betrachtung von Eigentum wieder, wie könnte es anders sein, über Zwang.

Nun wird argumentiert, das dies ja gar kein Zwang sei, sondern eine einvernehmliche Regelung zwischen Anbieter und Konsument. Dem ist aber nicht so. Der Konsument ist in den allermeisten Fällen der Ansicht, er erwerbe eine Software, und der Anbieter tut seinerseits sein Möglichstes um den Konsumenten in dem Glauben zu belassen.
Daher ist dann der Handelsgegenstand (des Anbieters) in möglichst kleiner Schriftgröße Bestandteil ellenlanger Texte oder wird als "Systemvoraussetzung" deklariert, während der gefühlte Handelsgegenstand (des Konsumenten) sich in formschönen Pappschachteln, auf Datenträgern, nebst Gebrauchsanleitung befindet, und in der Höhe kleiner (oder großer) Elektrogeräte eingepreist ist.

Diese Irreführung ist sicher kein Versehen.
Man könnte ruhig einmal die Frage stellen, ob insbesondere die Einpreisung sich in den bisherigen Höhen halten ließe, wenn der eigentliche Handelsgegenstand, die vermeintliche Lizenz, sich in einem Riesenkuvert befinden würde, während der Datenträger als Zubehör beigelgt wird.

Steam als Vertriebsplattform setzt diese Historie der Konsumentenentrechtung heute fort. Genau genommen ist Steam eigentlich keine Vertriebsplattform für Software, sondern eine Leihbücherei.
Jedoch eine Leihbücherei unter ganz anderen Regeln als man sie noch aus Videotheken oder der Stadtbücherei kennen könnte.

Erinnert sich noch wer an die seligen C64er Zeiten? Man saß bei dem Freund zu Besuch der das Glück hatte so eine Daddelkiste zu besitzen und wartete, oft stundenlang, auf den Moment an dem man auch mal spielen durfte.
Das ist Steam.
Du darfst spielen. Wenn Steam will. Solange Steam dabei ist. Und Steam glaubt sich im Recht dir jederzeit den Zugriff auf deine Software zu verweigern, oder die Umstände dieser Nutzung verändern zu können.

Zudem möchte Steam dabei sein wenn Du die Software nutzt und für diesen Zweck auch von Dir bewirtet werden.
Aber man kann nicht behaupten das die Valve Corporation sich große Mühe gibt dies dem Benutzer in dieser Deutlichkeit zu erklären. Ganz im Gegenteil, denn irritierenderweise verwendet sie Begriffe wie "purchase" oder "get" anstelle des viel korrekteren "play", um dem Kunden zu suggerieren, er würde Computerspiele erwerben.

Das ist, so grob skizziert, das was man bedenken sollte wenn man für sich das Für und Wider eines Steamangebots abwägt.
Die neue Steigerungsform deiner Entrechtung an deinem Eigentum, und die Entscheidung ob dieses Geschäftsmodell durch deine Mitteilnahme, Blaupause für die Zukunft von Softwarevertrieb ist.

Nun ist es ja heutzutage kein Widerspruch, an allen Ecken und Enden Freiheiten einzufordern und dieselbigen für ein Appel und ein Ei wieder selbst daherzuschenken. Das gehört zu den Widersprüchen der Jetztzeit.
Es gibt eigentlich auch kaum etwas was man dazu noch wachrüttelndes zu sagen vermag. Würde das Gewaltmonopol auf genau dieselbe Weise gehandhabt wie das Eigentumsrecht, dann würde es allerhöchstwahrscheinlich auch nur die Wenigsten interessieren.
Und deswegen kommt es vermutlich auf kurz oder lang auch dazu.

Steam ist für den Verfasser dieser Zeilen jedenfalls nach gründlicher Überlegung keine Option. Nicht das ich mich niemals verkaufen würde - aber nicht so billig.
Und dasselbe gilt dann bedauerlicherweise auch für Softwarepublisher die ausschließlich über Steam vertreiben.
Ich wünsche mir eigentlich als Käufer nur faire Anbieter, transparente Handelsbedingungen und die Berücksichtigung meiner Rechte. Wer dazu nicht in der Lage ist, hat kein Geschäftsmodell das mich als Kunden gewinnen kann.

Nennen wir es einfach Verarsche, ohne das ganze Gesellschaftsbrimborium. Ich lass mich nicht gern verarschen. Ich weiß das andere das nicht so sehen. Die sich gerne verarschen lassen und meinen, sie würden weniger verarscht wenn sie sich bewusst verarschen lassen.
Ja, sehr cool. In etwa so cool wie der Schulhofspacko der sich darüber freut das die örtlichen Bullys in mit der Aufmerksamkeit ihrer Tritte bedenken.

Um diesen Unwillen zu überwinden bedarf es doch etwas mehr als nur die Erlaubnis etwas via meinem Linux spielen, bezahlen, aber nicht besitzen zu dürfen.

Trotzdem finde ich, hat Valves Engagement seine positiven Seiten, die weniger rigorose Gemüter sicher dazu bewegen könnten, einen Deal über Steam zu machen. Am Positivsten erscheint mir ganz einfach der Nachweis, das Gaming über LINUX funktioniert, so es denn jemand bedienen will.
Mehr auch nicht.

Ein Zukunftsmodell ist diese Form von Vertrieb jedoch sicher nicht - zumindest keine erstrebenswerte. Da Windows insgesamt betrachtet schon längst ein aussterbendes System ist wird noch eine unübersichtliche Vielfalt an Möglichkeiten geben, wie man an seinem Computer zum Daddeln kommt.
Von daher ist man auch gar nicht darauf angewiesen direkt beim ersten Sklavenverkäufer anzuheuern, der vorbeigeschippert kommt.






Montag, 23. Juni 2014

Work 1

"Wenig überraschenderweise macht das Programm genau das was es machen soll."

"Das heißt?"

"Es liegt ein Kohlenstoffproblem vor."

Donnerstag, 19. Juni 2014

Realitäten 1


Stellen Sie sich vor, Sie steigen am Hauptbahnhof in ein Taxi und nennen ihr Fahrziel. 
Kaum sind die Türen geschlossen und Sie angeschnallt, drückt der freundlich lächelnde Herr das Gaspedal durch.
Dem ersten Schreck ihrerseits folgt keine Erleichterung, denn der Herr führt seinen Arbeitsauftrag genauso durch, wie er ihn begonnen hat.
Er heizt mit 120 Sachen durch die Innenstadt, überquert Kreuzungen egal welche Farbe die Ampeln gerade zeigen, fährt eleganten Slalom durch Gegenverkehr, brettert über Bordsteine und Sie klammern sich so sehr am Haltegriff fest das ihre Fingerknöchel weiß werden.
Die Fliehkraft drückt Sie gegen die Beifahrertür und Sie hoffen inständig dass das Metall der Verriegelung ihr vervielfachtes Körpergewicht aushalten möge.
Am Stadtpark biegt er dann in die Grünanlage ein, heizt durchs Gebüsch, weicht ein paar Bäumen und den Spielgeräten auf dem Spielplatz aus, donnert durch das seichte Wasser einer Kunstinstallation das die Enten nur so zu Senkrechtstartern werden – und hält schließlich mit rauchenden Reifen an ihrem Fahrziel.

Wenn sie trotz wackelnder Beine noch den Nerv haben, ihn nach der Entlohnung zur Rede zu stellen, ihn zu fragen weswegen er denn ein gefühltes Megabyte an Verordnungen und Gesetzen gebrochen hat, was ihnen oder anderen hätte passieren können, winkt er gutmütig ab.
Er erklärt ihnen das er alles im Griff gehabt habe und weist sie auf die Tatsache hin, das Sie ihr Fahrziel auf der schnellsten und ökonomisch günstigsten Route erreicht haben.
Und hat damit zumindest sogar Recht.

Sie sagen mir jetzt das, so derlei überhaupt geschehen würde, es sicher nicht die Regel sei. Auf Taxis bezogen haben Sie damit auch Recht. Aber das liegt sicher nicht daran das Taxifahrer derlei niemals tun würden. Das hat mit der Anzahl der Zeugen zu tun, seinem Nummernschild, der Höhe von Bordsteinen und einem gewissen Allgemeinwissen der Leute darüber, wie ein Taxi zu fahren hat – und nicht zuletzt dem Umstand das er gesehen wird.
Wenn ihnen jetzt schon dämmert weswegen in der Nacht manche Taxifahrer fahren wie die Irren – oder die Damen der ambulanten Pflegedienste, die Zeitungsausträger oder ab und an auch eine Polizeistreife, dann sind Sie schon auf dem richtigen Weg.

Jetzt stellen Sie sich Berufsfelder vor in welchen die Einzigen die den „Taxifahrer“ kontrollieren, überwachen oder überhaupt sehen, andere Taxifahrer sind. Wenn überhaupt, und er nicht völlig autonom handelt. Schwer vorstellbar?
Na, willkommen in der IT.

In allerbesten Absichten, die sich meist darum drehen eine Aufgabe optimal, zügig, aufwandsgering oder einfach nur geradlinig zu absolvieren, ist das Geheize durch den Ententeich in diesem Berufsfeld absoluter Usus.
Aus deren Perspektive sogar vernünftig.
„Willst Du jetzt wirklich alle fragen...“, „...das dauert doch x Stunden länger“, „...das ist doch naiv..“.
Das Ziel in solchen Kreisen ist, das die Maschinerie läuft. Der Rest ist Carne por la machina. Fleisch für die Maschine.
Und in den allermeisten Fällen ist diese Ausrichtung auch das Einzige was von diesen Menschen von Dritten erwartet wird – sei es nun Auftraggeber oder selbst vermeintlich im Prozess Geschädigten.
So funktioniert Technokratie.
So funktioniert Technokratie in jedem Berufsfeld.
Und das ist eine jener Grundlagen die man sich aneignen muss, wenn man so große Dinge wie die Totalüberwachung durch us-amerikanische Geheimdienste verstehen will.

Das dies nicht sehr verbreitete Erkenntnisse sind, erklärt dann auch den aktuellenVerfassungsschutzbericht 2013. Achtzehn Seiten widmet dieser den echten oder vermeintlichen Aktivitäten ausländischer Geheimdienste aus den „anderen“ Kulturkreisen, zweieinhalb Seiten alleine den Nordkoreanern. Das begründende Fazit erklärt weswegen:
Wenngleich in Deutschland 2013 keine ausgeprägten operativen
Aktivitäten der nordkoreanischen Nachrichtendienste festzustel­
len waren, lässt die andauernde Unterstützung und ideologische
Beeinflussung südkoreanischer Anhänger des Regimes sowie die
versuchte Einreise von Nachrichtendienstmitarbeitern auf eine
anhaltende Tätigkeit in Deutschland schließen.

Eine Mutmaßung anhand von Verdachtsmomenten, und das ist ja auch völlig okay. Holzauge sei wachsam. Aber zugleich ist dies dann auch der Maßstab an welchem man Seite 335 des Verfassungsschutzberichts messen darf, betitelt mit „Nachrichtendienste westlicher Staaten“.

Meldungen und Berichte in den Medien gehen davon aus, dass
auch Dienste westlicher Staaten Spionage in Deutschland betrei­
ben.

Gerade die mit den Veröffentlichungen Edward Snowdens gegen
die National Security Agency (NSA) und andere westliche Dienste
erhobenen Vorwürfe verdeutlichen das mögliche breite Spektrum
neuer Formen der Spionage. Dies wird in der Öffentlichkeit als
eine Gefährdung neuer Qualität wahrgenommen: für die indivi­
duellen Rechte jedes Einzelnen wie auch für Politik und Wirt­
schaft. Im Raum stehen Vorwürfe, dass die NSA nicht nur tech­
nisch in der Lage sei, weltweit an Kommunikationsdaten
insbesondere aus dem Internet zu gelangen, sondern dies in gro­
ßem Stil – in enger Zusammenarbeit mit dem britischen Nach­
richtendienst Government Communications Headquarters
(GCHQ) – auch gegen Deutschland praktiziere.

Vorwürfe gegen NSA
Der Verfassungsschutz geht gemäß seinem gesetzlichen Auftrag
gewissenhaft jedem Anfangsverdacht von Spionage nach. Auf­
grund der massiven Vorwürfe gegen Nachrichtendienste der USA
und Großbritanniens hat das BfV bereits im Sommer 2013 eine
Sonderauswertung zur Aufklärung der Vorwürfe eingerichtet, die
sich mit der Beschaffung und Analyse relevanter Informationen
befasst.
Die Spionageabwehr muss sich stets auf den grundsätzlichen
Wandel durch Globalisierung, geopolitische Veränderungen und
variierende Bedrohungsszenarien einstellen. Hierzu gehört neben
einer sorgfältigen Aufklärung von Verdachtsfällen auch der syste­
matische Einsatz bedarfsangepasster Beobachtungsmodule. Poli­
tisch flankiert wird dieser Prozess durch die im Koalitionsvertrag
für die 18. Legislaturperiode festgeschriebene Vorgabe: „Wir stär­
ken die Spionageabwehr“. Auch der fraktionsübergreifend im
Deutschen Bundestag eingesetzte NSA-Untersuchungsausschuss
wird hierzu weitere Impulse setzen.

Nun muss man fairerweise anmerken das der Verfassungsschutzbericht im Allgemeinen Erkenntnisse mit längerem zeitlichen Vorlauf zusammenfasst. Praxisgemäß wäre also der VfS Bericht 2014 bzgl. der NSA Affäre interessanter. Oder auch nicht.

Denn bereits hier wird ersichtlich, das Mutmaßungen aufgrund von Verdachtsmomenten nur in Bezug auf unliebsame Regierungen legitim zu sein scheinen. Der Verfassungsschutz macht sich die erwähnten massiven Vorwürfe von „Medien“ oder „Öffentlichkeit“ nicht zu eigen.
Dahinter steckt u.a. auch die unbestreitbar höhere Toleranzgrenze für Vergehen „befreundeter“ Staaten oder Kulturkreise mit denen sich das hiesige Establishment bevorzugt assoziiert sehen will.
Selbst wenn das Ausmaß der von dort verursachten Rechtsbrüche alles überschreitet was man zuvor auf achtzehn Seiten diversen unliebsameren Interessensgruppen angedichtet hat.

Das hat eine Menge mit unserem eingangs erwähnten Taxifahrer zu tun. Denn Haltungen, wie sie in der offenkundig politisch gefärbten Gestaltung des VfS Berichtes zu finden sind, erwachsen nur aus der naiven Weltsicht, Übergriffe hätten einen wie auch immer gearteten moralischen Hintergrund, spielten vor einer Kulisse von Gut und Böse, mit guten Übergriffen, bösen Übergriffen, Übergriffen guter Akteure, Übergriffe böser Akteure.
Deswegen ist russische Industriespionage ein schweres Vergehen – massives Telekommunikationsdatenscreening inklusive dazugehöriger Rechtsbrüche durch die USA eher nicht.

Es wäre für die Erörterung von echten oder vermeintlichen Bedrohungslagen sicher hilfreich, wenn sich alle Akteure der Faktenlage klar werden würden – nämlich das vermutlich jeder Taxifahrer, so er denn könnte, sich ab und an oder regelmäßig, der ihm an sinnvollsten erscheinenden Praxis bedient, unabhängig seiner vermeintlich erleuchteten oder dunklen Absichten.

Der Befassung mit Realitäten würde es schlichtweg sehr nützen, wenn weniger Zeit dafür aufgebracht würde märchenhaften Projektionen der eigenen Wünsche hinterher zu jagen. Der chinesische Datensammler unterscheidet sich in wenig bis nichts von seinem us-amerikanischen Pendant. Er ist weder besser noch schlechter. Das spielt für seine Arbeit keine Rolle.
Er tut was er kann auf dem für ihn effizientesten Weg.

Und wer das verstehen und bewerten will, der sollte sich damit auseinandersetzen wie technokratisches Denken funktioniert. Wer sich damit nicht auseinandersetzen mag, verbleibt zwar bequem in seinem Weltbild, geprägt davon ob ihm damals die grünen oder roten (oder grauen) Plastiksoldaten lieber waren.

Aber er versteht nicht was passiert und er kann nichts zum Verstehen beitragen.
Was kann man nun vom Verfassungsschutzbericht 2014 erwarten? 
Was kann man von den Informationen des aktuellen Berichtes halten?
Was kann man von den damit befassten Akteure erwarten?

/dev/null

Dienstag, 17. Juni 2014

Rage 1

Das hat der doch mit Absicht gemacht. Damit mein Tip Russland - Südkorea daneben geht.

Akinfeev darf sich jedenfalls auf eine Karriere als Youtubestar freuen.

Freitag, 13. Juni 2014

Sonntag, 8. Juni 2014

Gefunden 1

Da sind zunächst einmal die „Parteien“. Hier die USA, NATO, die EU und die Übergangsregierung in Kiew, dort russische Separatisten und Russland. Das Reich der Finsternis ist dabei ganz klar Moskau, wo ein Despot regiert, dem jedes schmutzige Mittel Recht ist, um Russland wieder zur Großmacht zu führen und das alte Imperium wiederherzustellen. Hier, im Reich des Lichts, geht es hingegen um Demokratie, Wohlstand und Menschenrechte, um die guten Werte an sich. Auf der anderen Seite verhält es sich, wie sollte es auch anders sein, spiegelverkehrt anders herum, nur die diskursiven Selbstverständnis- und damit Begründungsmuster variieren.

Beide zusammen verfügen übrigens über 90 Prozent aller atomaren Waffen in der Welt und bedecken den größten Teil der Nordhalbkugel des Planeten. Auf beiden Seiten werden zunächst einmal die Beweise für die Aggression der jeweils anderen Seite gesammelt. Für ein – wiewohl nur schwer vorstellbares – „Nachher“ muss gesichert sein, wer die Schuld gehabt haben wird (Futurum II: die abgeschlossene Zukunft).

Irgendwo im Abendprogramm des Kultursenders 3 Sat kommt dann auch einmal die Wirklichkeit zu Wort, in Persona des Philosophen und Ästhetikprofessors Bazon Brock: „Wirklichkeit ist nur das, worauf wir keinen Einfluss mit unserem Belieben haben.“ Die eine Seite kann die jeweils andere also nicht ändern, es liegt nicht in deren Belieben. Das ist also die Wirklichkeit. Was aus solch einer Erkenntnis folgen könnte, wäre: Politik.

Und damit wären wir auch schon beim Punkt eines stetig wachsenden Unbehagens. Plötzlich erscheinen erfahrene Politiker wie Helmut Schmidt, Gerhard Schröder oder Helmut Kohl mit ihren Mahnungen als Außenseiter in einem öffentlichen und medialen Diskurs, der sich weitestgehend der wirklichkeitsfremden Erzählung vom Guten und Bösen hingegeben hat. Sie stören nur beim Sammeln der Beweise.

Von Robert Zion, Anfang Mai 2014
 

Politik 1

Von anderswo... im Zusammenhang mit der GRÜNEN Meinungseite Ukraine

" Klar ist, dass unter einer einseitigen Abhängigkeit vom Handel mit Russland eine demokratische Transformation der Ukraine kaum möglich wäre."

Weil Handel als Transportmedium für demokratische Werte ja auch so wunderbar funktioniert. Man beachte nur die zivilisatorischen Fortschritte welche die Marktwirtschaft der VR China gebracht hat. Afrika ist heute noch dankbar für den beglückenden Handel mit Unsereiner. Und auch die Russische Föderation ist ganz zweifellos in der Ära Jelzin, in der so ziemlich alles zugunsten des Westens verramscht wurde, so demokratisch gewesen wie noch nie. Zugunsten dergleichen kann man dann auch mal Fünfe gerade sein lassen, einen innenpolitischen Konflikt wider Zentralismus zu einem zugunsten eines Assoziationsabkommen umdeuteln, aus einer Mehrheit bei der letzten demokratischen Wahl dann eine Minderheit basteln und dem Reich des Bösen den schwarzen Peter zuschieben. Die Geschichte wird einem schon Recht geben, auch wenn diese ja angeblich schon knappe 25 Jahre vorbei ist, und unbeirrt durch Irritationen wie Afghanistan oder ähnliche Realitätscrashs, schreitet die Parteirechte weiterhin voran, in vollster Überzeugung Teil der besseren Welt zu sein.
Es ist einfach schön zu sehen, das sich manches einfach niemals ändert, das gibt Vertrautheit und Heimat, neu ist nur das uns Kulturchauvinismus nun klammheimlich zu kalten Kriegern macht.
Na, Hauptsache anschlußfähig bleiben!

Samstag, 7. Juni 2014

Online 1

SIMAP verlässt zum Ende des Jahres die BOINC Plattform. In einer diesbezüglichen Erklärung wurde dargelegt, das neue Algorithmen den Umzug auf eine lokale Anlage nahelegen würden.

Das ist für Distributed Computing Freaks eher eine traurige Nachricht, da SIMAP zweifellos ein sehr gut erklärtes und dokumentiertes Bioinformatikprojekt ist, zudem mit einer Vielzahl an Applikationen für diverse Plattformen gesegnet.
Andererseits ist diese Entwicklung auch ein Beleg für den Erfolg des Projektes an sich. Zehn Jahre lang hat Distributed Computing sich als exzellentes Werkzeug für SIMAPs Zwecke erwiesen - einmal mehr ein harter Kontakt mit der Realität für jene Spezialisten, die DC immer noch als stromfressende Spinnerei von UFO-Fans abtun.

Gerasim@home hingegen ist die neue Entdeckung des CyKo.
Dieses russischstämmige Projekt befasst sich mit Forschungen in diskreter Mathematik, und der Projektwissenschaftler, Eduard I. Vatutin, war bereit einen kleinen Teil seiner russischen Dokumentation zu übersetzen:
Briefly: main aim of the project is to try using of different heuristic methods for solving different combinatorial problems within logical multicontrollers design, graph theory (last performed experiment) and operations research (in the near future). Different methods has different quality of decisions and different time costs in various situations (force of restrictions, dimension of the problem, density of graph, etc.). At the logical multicontrollers design using of improved heuristic methods provides least hardware complexity and more speed.

Ich erinnere mich daran das Greshia mir dergleichen schon einmal erklärt hat.
Mein steter Bedarf an Erklärungen zu Projekten mit mathematischem Hintergrund ist etwas frustrierend. Mathe steht irgendwie auf der persönlichen Prioliste...

In jedem Fall ist die Möglichkeit, an technischem Fortschritt, zudem nicht transatlantisch, mitzuwirken, sehr erfreulich. Die derzeitige Applikation ist sehr von diversen DLLs abhängig und somit an Windows gebunden. Es wäre sicher eine Überlegung wert, gerade wegen der DLLs, einen Frickelversuch mit WINE zu starten, aber schlußendlich war/ist Virtualisierung via KVM-QEMU der einfachere Weg.

Es hat schon irgendwie etwas Witziges das hier nun via KVM-QEMU auf SL 6.5 Carbon gecruncht werden kann, während das SL zumindest nahestehende Test4Theory (CERN) Projekt einem Virtualbox aufnötigen will.

Die Siedler Online ist das Spiel, was meinerseits mit Rücksicht auf Mrs. CyKo hervorgekramt wurde. Angenehm chillig und suchtelig, zudem putzig und prinzipiell Free2Play. Aufbaustrategie hat in diesen Hallen ohnehin immer einen Stein im Brett (selbst wenn Steine gerade fehlen...).
Die Community dort unterscheidet sich doch erheblich von dem was man so gewohnt ist. Das müssen all die Leute gewesen sein die jahrelang auf WerKenntWen diverse Gästebücher mit Poesiealbumsprüchen zugeblümt haben. Unwillkürlich kommen mir Samstagabendshows des Deutschen Fernsehens in den Sinn.
Der Vorteil des Ganzen ist zweifellos, das nun Zeit bleibt zum Bloggen oder Lesezeichen sortieren oder Artikel lesen, während die Siedler vor sich hinsiedeln. Das vermeintlich Lästige, der Zeitaufwand, wird somit zur eigentlichen Stärke des Spiels.

World of Warcraft
Wäre da nicht Rated BG, vermutlich würde ich es abbestellen. Und wie lange RBG bindet, wird sich zeigen. Es liegt nicht einmal an dem Spiel. Die Rahmenbedingungen haben sich einfach verschlechtert.

WM Stimmung heute via Stream, russischsprachig vom Belgienspiel. Tanzende Fans im Hagelschauer während der Spielunterbrechung, offene Balkontür, zufriedene Mrs. CyKo und Katzen.

Montag, 2. Juni 2014

Listen 1

Benjamin Wandelt

Andrew William Harvey Taylor

Harald Lesch

Robert Zion

Linus Torvalds

Steven